Freitag, 2. August 2013

Von Seehunden und Schweden, wie aus dem Bilderbuch!


Sommerreise auf der Thor Heyerdahl - Teil 2 (07.07. - 09.07.2013)


Nach dem Auslaufen aus Göteborg am nächsten Morgen, konnten wir erstmals die schwedische Schönheit der Schären erkennen! Wir haben uns den ganzen Tag durch die Schären geschlengelt und sind am Nachmittag in einer traumhaften Bucht, umringt von Steinen, vor Anker gegangen.
Mit den Dinghis (Beibooten) konnten wir an Land paddeln, die Schären erkunden (mit freilaufenden Kühen), baden gehen und einfach nur die Natur Schweden‘s genießen. Das Wetter dafür war perfekt! Am Abend haben wir den selbstkonstruierten Grill angeschmissen und die Sonne hinter den Schären verschwinden sehen. Ein richtig kitschiger Sonnenuntergang. So richtig dunkel wurde es übrigens nie, da wir doch schon recht nördlich waren. Wie an vielen Abenden auf der Thor wird natürlich noch Wizard gezockt. 
Inzwischen war die Hälfte der Reise schon rum. So schnell wie die Zeit auf der Thor vorbei  geht, kann man gar nicht gucken. Aus anfangs “fremden“ Leuten, werden Freunde, der Bordalltag spielt sich immer mehr ein und Motivation, sowie der Spaß hören einfach nicht auf!

Auf der weiteren Planung stand, bei einer anderen netten Stadt vorbeizuschauen. Neues Ziel war Marstrand. Ein beschauliches Städtchen auf zwei Schäreninsel verteilt, auch als Seglermetropole bekannt. Zudem sollte ein kleines Stückchen außerhalb der Schären eine leichte Windbrise wehen, die uns möglicherweise ein paar Segelstunden bescheren könnte! Am Vormittag hatte ich noch Backschaft. Also ging der Tag für mich auch schon um 06:00 Uhr los und da Seemannssontag war, hieß es ein besonders leckeres Frühstück bzw. Mittag für die hungrige Meute zu zaubern. Das Frühstück war schnell gemacht. Obligatorischer Obstsalat, endlich wieder Nutella und als „Extra“ gekochte Eier in drei Härtestufen (obwohl ich glaube es waren ein paar mehr, aber wen kümmert das). Nachdem alle zufrieden waren musste abgeräumt, abgewaschen und das Mittag vorbereitet werden. Ein Braten sollte bei allen den Hunger stillen. Jedoch hat man uns nicht gesagt, wie viel Wind es überhaupt geben sollte. Schon kurz darauf ging das Geschaukel los und in der Kombüse gab es einen regen Wechsel aus Leuten, die sich in die Küche trauten, ohne gleich wieder über der Reling hängen zu müssen... Der Geruch von Essen und das Schaukeln ist eine ganz fiese Kombination, das muss auch ich zugeben. Ich musste auch öfter mal frische Luft schnappen. Trotzdem wurden alle Segel regelrecht hochgerissen und auch wenn der Effekt nicht allzu groß war, da der Wind nicht aus der perfekten Richtung kam und man wieder die Segel nicht besser hätte richten können, waren wir froh ein wenig richtige Seeluft schnuppern zu können. Dank der vielen Helfer haben wir es geschafft den Braten zu vollenden und ein anscheinend sehr leckeres Essen gekocht zu haben, denn der Nachschlag war sehr gefragt. An dieser Stelle wäre die Backschaft eigentlich zu Ende, aber wenn Johanne, Giulia und Nils Backschaft haben, diese zum Kaffee leckeres Eis machen wollen, muss man einfach mithelfen :) Dazu hatte sich auch der Wellengang wieder beruhigt, wir waren innerhalb des Schärengebiets und Marstrand nicht mehr weit. Es kam mir so vor als wären wir noch dichter an den großen Felsen vorbei gefahren, als sonst. So übernahm der Kapitän höchstpersönlich zeitweise das Steuer, da es wirklich nur ein paar Meter Abstand zum nächsten Felsen war. Etwas größere Schären waren auch bewohnt. Mal mit drei Häusern, mal mit zehn oder auch ein kleines Dörfchen. So ein Leben auf einer Schäre könnte ich mir auch ziemlich gut vorstellen... Weitere Bewohner von Schären sind Seehunde. Diese liegen einfach nur da und sonnen sich. Die sind sooo süß und der Anblick war schon sehr beeindruckend! 
Am Nachmittag gab es dann also Eis. Dafür haben wir heiße Himbeeren und  karamellisiertes Krokant gemacht und es gab zur weiteren Auswahl Streusel, Schokosoße,  Sahne, Nüsse... Die Aktion war echt lustig: an dem einen Bulleye wurde die Bestellung aufgenommen, heißt Schokieis oder Erdbeereis oder einfach beides und welche sogenannten „Toppings“ man wollte (sie hangen extra draußen noch einmal für jeden dran) und am anderen Bulleye war dann die Ausgabe. In der Kombüse hatten wir schon unseren Spaß! Ich glaube es gab keinen, dem das nicht geschmeckt hat! 

Zurück zum Reiseverlauf. Der Yachthafen in Marstrand ist riesig, aber für unsere 50m lange Thor ist da kein Platz. Aus diesem Grund haben wir vorerst geankert und das Dinghi ist nach Marstrand gefahren und hat die Lage ausgescheckt, ob es einen freien Anlieger für uns gibt. Wir hatten in der Zwischenzeit die Möglichkeit, erneut eine Schäre zu erkunden. Unser Plan ging nicht auf und in Marstrand war vorerst kein Platz für uns. Aber am nächsten Tag konnten wir gegen Nachmittag einlaufen. So haben wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen und auch die Ankerwache von 00:02 bis 00:04 Uhr ging recht schnell vorüber. Am nächsten Tag haben wir uns wieder den Weg durch die immer noch sehr beeindruckende Schärenwelt gebahnt. An diesem Tag hatte ich in der Wache zum ersten Mal die Maschinenrunde allein gemacht! Darauf war ich sehr stolz. Ich war nun schon so oft auf der Thor, aber das bin ich bisher immer gekonnt umgangen. In der Maschine ist es sehr warm, sehr laut und es riecht nach Öl. Dazu soll man noch an den sich bewegenden Teilen arbeiten... gar nicht mein Ding! In unserer Wachzeit sind wir dann  später auch noch in Marstrand eingelaufen. Der erste Eindruck war, wie Schweden aus dem Bilderbuch. Viele bunte Holzhäuser, weiter oben gelegen eine Burg und davor ein imposanter Yachthafen. Wir haben auf der gegenüberliegenden Seite des Yachthafens, also auf der anderen Schäreninsel von Marstrand angelegt. Da war genau Platz für zwei größere Schiffe. Das andere Schiff war eine Riesen-Motor-Yacht. Prolliger ging es gar nicht. Giulia und ich wurden jedenfalls schon vorher mit dem Dinghi an Land abgesetzt, um die Leinen anzunehmen. Beim Anlegen hat der Eigner der Yacht auch mal über sein Boot geschaut, dass es auch ja keine Schramme abbekommt. :D Nachdem aber erstmal alles gut geklappt hat, gab‘s Pudding zum Kaffee mit leckerem Obst (und natürlich Äpfel aus Neuseeland). In der Zwischenzeit kam so ein Hafenmann von Marstrand vorbei, der uns sagte, dass der Anliegeplatz noch heute gebraucht werden würde und wir da nicht hätten bleiben können. So hieß es kurz nach dem Essen, wieder ablegen. Schönes Ding. Und das hätte den auch nicht früher einfallen können. Erst gegen sechs Uhr haben wir dann kurz vor Marstrand den Anker fallen lassen und über einen stündlichen Dinghi-Shuttle konnten wir an Land gehen. Und das taten wir auch. Wir sind ein wenig durch den Stadtteil geschlendert, haben uns in den kleinen Läden umgeschaut und natürlich Süßigkeiten gekauft. Als langsam die Sonne unterging sind wir zurück auf die Thor, da wir noch Abendbrot mitessen wollten und wir die andere Hälfte der Insel mit Felsen und Badebuchten auch noch am nächsten Tag bestaunen konnten. Auf der Thor waren nicht viele, deswegen war es ein sehr ruhiges und wirklich sehr leckeres Abendessen an Deck mit wunderschönen Sonnenuntergang! Ich fand es gar nicht so schlecht, dass wir ankerten, denn so hatte man einen perfekten Blick auf die gesamte Insel. Am Abend haben wir in kleiner Runde dagesessen und uns unterhalten.
Gut ausgeschlafen sind wir am nächsten Tag, immer noch mit Sonnenschein, auf ein neues, rüber an Land gefahren. Ein leckeres Eis nach dem Frühstück....was gibt es besseres. Vollkommen gestärkt sind wir dann ein wenig am Wasser entlanggegangen und sind über die großen Felsen balanciert. Es war echt total warm und ich hab mich geärgert, dass ich meine Badesachen nicht mit hatte, denn in den kleinen Buchten haben immer wieder mal welche gebadet. Aber der Blick von höheren Felsen über das Wasser war echt wie im Film! Da uns die Zeit ein wenig drängte sind wir auf der Hälfte des Weges quer über die Insel zurück gegangen. Dabei haben wir noch die Burg von außen gesichtet und noch einen weiteren Blick von oben über die bunten Häuser von Marstrand bekommen. Nach einem letzten Einkauf der lebenswichtigen Lebensmitteln (Schoki!) ging es per Dinghi wieder zurück. Schon nach dem Mittag sollte es weitergehen. Unser nächstes Ziel war schon wieder Kiel. 

Laura



Letzter Blick auf Göteborg beim Auslaufen... 
Die Thor in der traumhaften Bucht!

Mit meinem rechten Schuh bin ich in etwas sumpfigen stecken geblieben :D 

Wir Segeln!!!

Vielleicht nicht unbedingt zu sehen, aber auf den Steinen liegen Robben! (auch nicht unbedingt zu sehen, aber ich steh am Ruder) (Foto: Caro)

Hier noch einmal richtig. Unglaublich süß!  (Foto: Sven)

Marstrand beim Einlaufen.

Die Thor dann doch vor Anker!

Der Sonnenuntergang war noch 100x schöner in Echt!

Ein Eis am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen :) 

Bei unserem Rundgang um die Insel.

Wie im Märchen...

Die Burg!

Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr hinten im Wasser die Thor (mit den drei Masten ;D)! 



Saying Goodbye…

Kanada Teil 8 / 29.07. – 31.07.2013

Calgary – eine wundersame Stadt

Nachdem wir den Sonntag damit verbracht hatten, Fotos auszutauschen, uns auszuruhen und den letzten Film zu Ende zu gucken, bekam ich am Montag mehr und mehr eine deprimierende Stimmung. Es war Zeit zu Packen und so verbrachte ich den halben Tag verzweifelt damit, die ganzen Geschenke der vielen neuen Freunde in meinen Koffer zu bekommen, ohne meine Klamotten draußen lassen zu müssen. Caren hatte sich den Tag freigenommen und Marc arbeitet ja sowieso von zu Hause aus. So haben wir versucht, meinen letzten Tag zusammen noch halbwegs zu genießen. Zum Nachmittag hin fuhren wir nach Downtown, aßen ein letztes Mal im Baraka und besuchten anschließend die JackSingerHall, die Konzerthalle des Calgary Philharmonic Orchestras. Alex hatte uns Samstagabend ja eingeladen, ihn einmal bei der Arbeit zu besuchen. So konnten wir dem Paukenspieler dabei zusehen und auch helfen, wie er seine Pauken reinigt, bevor er uns durch das Gebäude führte. Bei dieser kleinen Privattour liefen wir u.a. einmal quer über die große Bühne und warfen einen Blick in die Backstage- bzw. Vorbereitungsräume der Musiker. Im Aufbewahrungsraum der Schlaginstrumente, welcher auch zeitgleich Alex Trainingsraum ist, durften wir sogar mit brandneuen Sticks auf einer seiner original Pauken (versuchen zu) spielen, was eine mega große Ehre war. Danach fuhren Caren, Marc und ich wieder nach Cochrane und machten ein schönes und lustiges Abschiedsabendessen mit Burgern, Sekt und Eis und einem bösen Grill, der Carens Finger verbrannt hat.
Am nächsten Morgen konnte ich nochmals schön ausschlafen, während Caren im Tower wieder ohne mich und Marc von zu Hause aus arbeiten musste. Ich habe in der Zeit es auf irgendeine nicht nachvollziehbare Weise geschafft, alles in meinem Gepäck zu verstauen, sodass es auch noch zu ging und sogar unter 23 kg Gewicht blieb. Ein Erfolgserlebnis! Mittags fuhren Marc und ich noch einmal in das Zentrum Cochranes zum Suppe-Essen, bevor wir uns samt meiner gesamten Habseligkeiten auf den Weg nach Calgary machten. So holten wir Caren von der Arbeit ab und ich hatte noch einmal Gelegenheit mich von Ann und Larissa, einer Mitarbeiterin vom Tower, zu verabschieden. Außerdem hielten wir noch kurz bei Alex, bevor wir zum Flughafen fuhren. Dort saßen wir noch ein wenig im Tim Hortons und besuchten auch das Visitor Information Centre des Airports. Zufällig hatte Erie gerade zu der Zeit Schicht, mit der ich mich vor der Parade am Anfang meiner Reise angefreundet hatte. Nachdem ich mich auch noch von ihr verabschiedet habe, begleiteten Marc und Caren mich noch bis zur Sicherheitskontrolle. Dort war es dann aber auch Zeit für sie Tschüss zu sagen, was uns allen drei sichtlich schwer fiel. Kurz darauf befand ich mich auch schon im Flieger über den Dächern der Stadt, in der ich vier so wundervolle und unvergessliche Wochen erlebt hatte. Und alles, was mir blieb, waren die die vielen, überwältigenden Erinnerungen und die Hoffnung und Überzeugung auf ein Wiederkommen.

Jenny