Freitag, 26. Juni 2015

Camping in Ontario



Dienstag 16.06.2015 – Tag 350

Mit dem  gemieteten Wohnmobil ging es für meine Eltern und mich auf große Tour. Unsere erste Station war die Stadt Niagara Falls. Unser Campingplatz war mir viel zu touristisch. Demzufolge hätte ich erwartet, dass auch die Niagarafälle an sich extremst touristisch und von Menschenmassen überfüllt wären, nach allem was ich bisher gehört hatte. Allerdings war es verglichen zu meiner Vorstellung gar nicht mal so schlimm. Dafür waren die Fälle umso beeindruckender. Ich habe noch nie zuvor so große Wassermassen mit solcher Kraft herunterstürzen gesehen. Die Gischt, die das Wasser hervorrief, verdeckte die halben Fälle und ließ einen Regenbogen entstehen. Die Grenze zwischen Kanada und der USA liegt direkt im Niagara River und so gehören die Horseshoe Falls zur Kanadischen Seite und die American Falls zu den Staaten. Wir haben eine kleine Bootsfahrt zum Fuß der Wasserfälle gemacht, auf der wir die Wassermassen nicht nur gesehen, sondern auch deutlich gespürt haben. Dafür bekamen alle Passagiere ein knall rotes Regencape. Zum Glück wurde das Wetter im Laufe des Tages immer besser und wir sind nur vom Wasser der Niagara Falls nass geworden.

Horseshoe Falls bei gutem Wetter


Die Stadt Niagara hat viele verschiedene Themenparks und wird teilweise als das Las Vegas von Kanada bezeichnet. Wir entscheiden uns dafür, das Marine Land zu besuchen. Leider spielte das Wetter mal wieder überhaupt nicht mit. Dennoch brachten uns die vielen Beluga Wale, die Papa füttern konnte, viel Freude. Außerdem gab es eine mittelmäßige Delfinshow und sehr unnatürliche, sich menschlich bewegende Schwarzbären. Mich haben am meisten die Fahrgeschäfte begeistert, wenn auch im strömenden Regen.

Abends fuhren wir noch einmal zu den Wasserfällen der Stadt, welche im Dunkeln in den verschiedensten Farben angestrahlt werden. Außerdem gab es ein Feuerwerk Leider hat man weder die Niagara Falls noch das Feuerwerk richtig sehen können, da die Sicht vom Nebel, dem Wasserdunst der Fälle und dem Rauch des Feuerwerks ziemlich verschleiert war. So hörten wir nur das Rauschen des Wassers, das Knallen der Böller und der Himmel färbte sich ab und zu mal bunt. So entstand etwas das Gefühl vom Weltuntergang wenn dann doch mal einige Funken in der farbigen Wolkenwand auftauchten. So hatte das Ganze trotzdem irgendwie etwas Imposantes.

American Falls bei Nacht - für drei Minuten mal sichtbar
Nach einer Nacht auf dem Parkplatz sind wir gestern die meiste Zeit des Tages gefahren. Von Niagara Falls ging es 400km lang über Toronto nach Kingston. Allein von der Straße aus ist erkennbar, wie unterschiedlich die Natur in Ontario zu der im Westen ist. Zunächst mal gibt es ganz viel Wald. Die Bäume sind nicht sonderlich groß wie auf Vancouver Island beispielsweise. Hier gibt es eher niedrigen, aber sehr dichten Buschwald, der in einem sehr hellen grün die Umgebung aufhellt. Durch diese Vegetation sind wir vorhin mit einem Ausflugsdampfer auf dem St. Lawrence River im Gebiet der 1000 Islands, von denen es sogar fast doppelt so viele gibt, unterwegs gewesen. Es gibt einige größere Inseln, aber die meisten sind einfach nur winzig und niedlich. Viele davon sind im Privatbesitzt, mit einem kleinen Häuschen darauf und einer Anlegestelle für das Motorboot oder das private Wasserflugzeug. Nur einige Inseln sind als Nationalpark für die Öffentlichkeit ausgeschrieben. Wir sind nur drei Stunden durch die Insellandschaft durch gefahren, was sehr schön und vor allem zur Abwechslung mal sehr erholend war. Auf der Weiterfahrt haben wir außerdem den 1000 Islands Tower besichtigt und von dort einen Überblick über dieses Paradies gehabt.



Nach der stundenlangen Fahrt gestern machten wir einen Stadtrundgang durch Kingston. Wie wir im Rathaus gelernt haben, hat die Stadt eine große historische Bedeutung. Als Kanada noch nur aus den östlichen Provinzen bestand, war Kingston kurzzeitig die Hauptstadt des Landes, bevor sie von Ottawa abgelöst wurde. Zudem stammt der erste Premierminister John A. Macdonald aus Kingston. Das große weiße Rathaus mit dem Confederation Park davor an dem kleinen Bootshafen ist wahrscheinlich schon fast alles, was man sich als Touri in der Stadt mal angeguckt haben sollte. Dennoch sind wir etwas durch die Nebenstraßen gelaufen, sind an einigen Häusern aus der Hauptstadtzeit vorbeigekommen und haben zwei schöne Kirchen gesichtigt. Insgesamt scheint es, als ob die Stadt sich nicht ganz sicher ist, ob sie lieber amerikanisch oder europäisch sein will. Auf jeden Fall kann man gerne einen Tag zum Schlendern in Kingston verbringen und sich die älteren Gebäude anschauen und die Kleinstadtatmosphäre genießen. Für die nächste Nacht hatten wir das Wohnmobil wieder an einem Parkplatz direkt am Wasser abgestellt. 




Freitag, 19.06.2015 – Tag 353

Die letzten zwei Tage haben wir in der Landeshauptstadt Ottawa verbracht. Im Vergleich zu unserem Städtetrip hierher vor fünf Monaten ist es nun ungefähr 60°C wärmer. Ottawa hat nicht sonderlich viele Attraktionen und ist im Vergleich zu Toronto eine sehr ruhige Stadt. Ich stimme dem Blogeintrag meiner Zimmergenossin Rebecca aus dem Planet Traveler Hostel vollkommen zu: „Ottawa is not flashy and bright. It´s not Berlin or Paris; it doesn´t have to be; it´s just: Ottawa. And that´s perfectly fine.”

Zudem hielt die Stadt eine Überraschung für mich bereit, die sie sofort sehr sympathisch machte, als wir am Mittwoch am Parlamentsgebäude ankamen.  Einmal in der Woche wird auf der großen Wiese davor eine Yogastunde für die Öffentlichkeit veranstaltet. Über tausend Menschen finden sich in ihrer Mittagspause zusammen und folgen der Anleitung, die die Yogalehrerin durch die Lautsprecher gibt. Spontan habe ich mich all den Menschen angeschlossen. Die Yogarunde war zwar etwas größer als gewohnt, aber die Übungen waren mir bekannt und es ist echt motivierend sie mit so vielen Leuten zusammen auszuführen.

Ansonsten haben wir drei die Stadt zu Fuß erkundet. Wir schauten vom Peace Tower des Parliament Buildings auf Ottawa, liefen etwas am Rideau Canal entlang, aßen zu Mittag im ByWard Market und waren abermals in der Notre Dame und an der National Gallery gegenüber. Auf der Sparksstreet, die an die Stephen Avenue von Calgary erinnert, fand ein sogenanntes Ribfest statt. Verschiedene Stände standen im Wettbewerb um die leckersten Rippchen der Stadt. Zumindest war das Ganze etwas authentischer als das Mac & Cheese Festival.  






Gestern Nachmittag war der Eintritt in das große Museum der Zivilisation, in das wir ja schon im Januar wollten, kostenfrei. Die Ausstellung über die Natives war nicht gerade sehr aufregend, da mir diese Exponate zumeist schon aus British Columbia bekannt waren,  zumal sie da nicht nachgestellt gewesen waren. Die  temporären Ausstellungen über die Gründung Kanadas und den Nationalhelden Terry Fox, der mit einem künstlichen Bein durch das Land rennen wollte und es nur bis durch Ontario geschafft hatte, haben mich dann schon mehr interessiert. 

Der eigentliche Grund, für den wir nochmals nach Ottawa gekommen sind, war die Fußballweltmeisterschaft der Frauen. Auf ein paar französische und deutsche Spielerinnen sind wir schon vor dem Regierungsgebäude getroffen. Gut für die Stimmung ist es natürlich, dass von so ziemlich jeder Teilnehmernation auch einige Auswanderer in Kanada leben. Allerdings war die Zuschauerzahl im Vergleich zum Baseball geradezu lächerlich. Immerhin war das erste Spiel zwischen Frankreich und Mexiko, für das wir Karten hatten, spielerisch richtig gut und Frankreich hat sich mit einem 5:0 ins Achtelfinale geschossen. Das zweite Spiel zwischen Spanien und der Republik Korea hat dann schon mehr dem Klischee von Frauenfußball entsprochen. Das gesamte Spiel lang passierte nichts, aber nachdem Spanien den Ausgleich mit einem Elfmeter an die Latte in der letzten Minute nicht erzielte und das Spiel somit 1:2 ausging, herrschte eine Stimmung im Stadion, als wäre  Korea gerade Weltmeister geworden.

Das waren unsere Tage in Ottawa und nun geht es raus aus Ontario in die Provinz Quebéc.

Ich wurde mal eben vor dem Parlamentsgebäude und hunderten Yoga machenden Menschen vor dem Parliament Building mit den deutschen Spielerinnen fürs deutsche Fernsehen gefilmt.
Jenny

Donnerstag, 18. Juni 2015

Als Touri in Toronto



Freitag, 12.06.201 – Tag 346

Ich hatte eigentlich geplant, meine anderthalb Wochen in Toronto auch mit einer Tour ins Innere der Provinz Ontario zu verbringen. Bekanntlich funktionieren meine Pläne ja nicht immer unbedingt und da leider momentan keine Touren außerhalb der Stadt angeboten werden, blieb mir nicht viel anderes übrig, als die zehn Tage in Toronto zu verweilen. Damit fand ich mich allerdings ganz schnell ab und verbrachte auch einige Tage einfach damit, mich um Studienbewerbungen zu kümmern oder mit anderen Leuten stundenlang zu quatschen. Im Hostel gab es einmal die Woche einen Barbeque und beim Trivia-Abend ist mein Team leider kläglich gescheitert. Dafür hat man vom Dach des Hauses einen tollen Blick auf die Stadt und sitzt abends öfter draußen zusammen.


Vom Hostel aus ist es leider eine ganz schöne Strecke zu laufen, egal wohin man will, und so komme ich fast jeden Abend mit wunden Füßen zurück. In den ersten Tagen erkundete ich den Kensington Market am Hostel, der sehr viele interkulturelle Geschäfte und Restaurants beheimatet, Chinatown, Little Italy, den Queenspark und den Shopping-District rund um das Eaton Centre. Daneben befindet sich der Dundas Square, der als Picadilly Cicrus bzw. Timesquare Torontos bezeichnet wird. Zwar ist dort meist etwas los und große Leinwände gibt es auch, aber als so spektakulär um einen Vergleich zu ziehen, habe ich es dann doch nicht empfunden. Auch die kleine Graffiti Alley findet man, bis auf ein wirklich schönes buntes Haus in jedem Berliner Bezirk wieder. 

Großstadtfeeling


An einem schönen sonnigen Tag bin ich mit dem Bus raus aus der Stadt zum Highpark gefahren. Der Park ist riesig und wunderschön. Ich war endlich mal wieder Geocachen, was ich in Kelowna etwas vernachlässigt hatte. Überall hört und sieht man die verschiedensten Vogelarten und man muss wirklich aufpassen, dass man nicht von einem der vielen Squirrels und Chipmunks überrannt wird. Die farbenprächtigsten Blumen blühen und Schwäne sonnen sich am großen Teich. Es hat mich ein wenig an den Beacon Hill Park in Victoria erinnert, nur ist der Highpark bestimmt zehn Mal so groß. Zudem gab es einen kleinen Zoo, den ich beinahe übersehen hätte, und in dem sich Rentiere, Bisons, Lamas, einmal mehr Pampashasen und Highland-Rinder zeigten. Insgesamt war es ein sehr gelungener Ausflug. 


Ich habe Euch einfach vieeeel zu lange kein süßes Sqirrel mehr gezeigt!!

Leider ist hier nicht immer so ein tolles Wetter. Gerade in den ersten Tagen und durchschnittlich bestimmt fast jeden zweiten Tag regnet es sich hier richtig schön aus. Wegen des schlechten Wetters musste auch das große Royal Ontario Museum ausfallen, da man in dem Gewitter nicht einmal dort hinkam. Da wollte ich einmal kulturbewusst sein. Dafür ging ich am Mittwoch in die Art Gallery (freier Eintritt lockte mich dann doch…). Diese war im Gegensatz zu der in Edmonton sogar wirklich sehenswert und sehr vielfältig. Besonders die Fotoreihe über ein polnisches Ghetto in der Nazizeit war sehr interessant aber begeistert haben mich die uneingeschränkten Stile, die in dem Gebäude wiedergespiegelt wurden. Bei der Fotostrecke sind mir die beiden Deutschen Nico und Kevin aufgefallen, die auch die Galerie besucht hatten und die ich ein paar Stunden später auf dem Hosteldach wiedererkannt und kennengelernt habe. Durch die beiden bin ich am Tag darauf gleich über drei Ecken zum Grillen eingeladen worden. So verbrachte ich den Abend mit Regina, Nils, Nico und Kevin. Momentan trifft man hier auf zwei Arten von Reisenden: Diejenigen, die nun ein Jahr im Land waren und kurz vor ihrem Rückflug stehen, und, diejenigen, die vor einer Woche eingeflogen kamen und immer noch voller Sorge auf ein Visum hoffen. So holten sich die drei einige Tipps und Erfahrungen von Nils und mir beim Barbecue auf dem Dach mit einer super Aussicht auf Downtown bei Nacht ein.


Die meisten Leute, die ich im Hostel antreffe, bleiben nur für ein paar Tage. So wechseln meine Zimmergenossinnen täglich. Anfangs habe ich mich mit der sehr liebenswerten Brasilianerin angefreundet, die mich mit der Aussage geschockt hat, dass es in ihrer Heimat keine Himbeeren gibt. Zwischendurch checkte Rebecca aus Deutschland ein, welche die letzten Tage ihres Auslandsjahres in Toronto verbrachte. Einige Nächte lang hatten wir eine Asiatin im Zimmer, die es für nötig hielt, alle anderen fünf Mädels mitten in der Nacht aufzuwecken, da sie den Raum nachts verließ, ohne ihre Türkarte mitzunehmen. Meist habe ich allerdings etwas mit Anne unternommen, die nicht im Hostel gewohnt hat, sondern die ich von meiner Arbeit in Vancouver kenne. Mit ihr habe ich an einem der sonnigen Tage das kleine Fährboot zu den Toronto Islands genommen. Dort sind wir für einige Stunden durch die grüne Natur und an den Stränden gelaufen und hatten einen schönen Blick auf Torontos Skyline. Außerdem gab es einen kleinen süßen Erlebnispark mit Bauernhof, an dem ich als Kleinkind wahrscheinlich die totale Freude gehabt hätte. 


Wieder auf dem Festland angekommen, machten wir das Schuhmuseum ausfindig. Wir dachten, es wäre einfach mal was anderes. Allerdings war dies nicht mal den Spendeneintritt wert und wir waren ziemlich enttäuscht. Gestern hatten wir dafür umso mehr Freude den St. Lawrence Market in der Altstadt zu erkunden und dabei an vielen Ständen Häppchen zu probieren. Von dort aus sind wir von der Altstadt zum Wasser gelaufen und hatten vor, zum Mac and Cheese Festival zu laufen. Bis dahin zu Fuß zu gelangen war allerdings ziemlich weit und es absolut nicht wert. So ein Festival kann es auch echt nur in Nordamerika geben. Es gab eine kleine Bühne mit Live-Musik, umgeben von ungefähr zehn Ständen, die Mac and Cheese in den unterschiedlichsten Varianten angeboten haben. Mac and Cheese Eiscreme und Mac and Cheese Sushi waren nur einige davon. Leider war die Schlange an jedem einzelnen Stand total lang und es hätte wahrscheinlich drei Stunden gebraucht, um überhaupt etwas zu bekommen, falls das Essen bis dahin nicht schon alle gewesen wäre. Also ging es für mich doch wieder zum üblichen Starbucks. 

Am Abend trafen sich Anne und ich wieder am Air Canada Centre, in dem an dem Tag Ed Sheeran spielte. Da wir keine Karten für das Konzert hatten, versuchten wir vor der Halle irgendwie an Tickets zu kommen. Die Schwarzhändler wollten uns Tickets für $300 bis $400 pro Karte verkaufen. Dies war für Reisende wie uns dann doch etwas zu viel. Wie wir später herausfanden, waren diese Tickets eh gefälscht, was eine schmerzliche Erfahrung für andere Fans war. Wir versuchten dann Karten am Tickethäuschen zu bekommen, obwohl das Konzert offiziell ausverkauft war. Auf die Idee waren leider auch noch andere Leute gekommen und so standen vor uns ungefähr zehn und hinter uns mindestens hundert weitere Menschen. Es schienen sogar noch Tickets verfügbar zu sein, allerdings ging es an der Kasse null vorwärts und niemand wusste warum, was ziemlich frustrierend war. Es stellte sich heraus, dass das Ticketprogramm der Veranstaltungshalle auch nicht gerade das Beste war und die Damen hinter dem Schalter sich auch mit dem Computer anlegen mussten und hofften, dass dabei irgendetwas sinnvolles bei raus kommt. Anne und ich waren nach zwei Stunden Schlange stehen endlich an der Reihe und hielten zwei Karten zum Originalpreis in den Händen. Mit denen rannten wir in die Konzerthallte, wo wir zehn Minuten vor Ed Sheeran erschienen. Wir hatten super Plätze und die Leute neben uns hatten für diese Karten mindestens doppelt so viel ausgegeben. Dafür hatten sie allerdings auch einen bisher weniger aufregenden Abend. Das Konzert war dann einfach nur hammermäßig und wir waren beide super glücklich. Die Halle wurde zu einer riesigen Party und die Atmosphäre war unglaublich. Ich gebe gerne zu, dass es einer der besten Abende war, die ich bisher in Kanada erlebt habe. Am besten war natürlich die Zugabe und ich bemitleide alle, die schon vorher gegangen sind.

Ähnlich war es am nächsten Tag. Ich bin mit ungefähr zehn weiteren Leuten zum Baseballspiel der Toronto Blue Jays gegen die aktuellen MLB-Anführer Houston Astros gegangen, ohne die geringste Idee von diesem Sport zu haben. Hier ist Baseball aber sehr populär und es waren insgesamt über 35.000 Zuschauer im Rogers Centre. Zum Glück kannten sich einige der Leute vom Hostel besser mit den Regeln aus als ich und konnten mir das Wichtigste relativ verständlich erklären. Im Prinzip hat das Ganze was von Brennball, nur dass der Ball weggeschlagen und nicht geworden wird. Für mich war der Ausflug alleine schon deshalb interessant, da ich so das Rogers Centre einmal von innen sehen konnte, welches neben dem großen CN-Tower die Skyline der Stadt ausmacht. Allerdings ist so ein dreistündiges Spiel doch irgendwann ermüdend, weil nur alle viertel Stunde wirklich mal etwas passiert. Dadurch gab es einige, die vor der letzten Runde das Stadion verlassen hatten, was ein ganz großer Fehler sein sollte. In den letzten fünf Minuten ist die Euphorie in der Halle so aufgelebt, wie nie zuvor während des gesamten Spiels. Houston führte mit zwei Punkten und Toronto hatte eine allerletzte Chance noch etwas dagegen zu tun. Allerdings war dies schon bei den vorherigen Versuchen gescheitert und alle hatten sich schon mit der Niederlage abgefunden, abgesehen natürlich von den Spielern. Beim letzten Schlag schafften es die Blue Jays schließlich doch noch drei Spieler ins „home“ zu rennen und das Match 7:6 für sich zu entscheiden. Die Atmosphäre war sehr mitreißend, allerdings konnte ich nach dem Abend zuvor aufgrund meiner Stimme gar nicht mehr so laut jubeln, wie ich wollte. Auf jeden Fall waren das Konzert und das Spiel zwei sehr große Highlights meiner Zeit hier in Toronto und ein weiteres folgte ein paar Tage später.

Die letzten Tage habe ich hauptsächlich damit verbracht, die komplette Innenstadt nochmals abzulaufen und ein bisschen shoppen zu gehen. So laufe ich jetzt nur noch mit zerlöcherter Hose, Socken und Jacke herum, aber immerhin haben meine Schuhe wieder eine durchgängige Sohle und ich gefühlte tausend Blasen an den Füßen. Auch mit Anne habe ich mich nochmal zum Abschied getroffen und ich bin viel mit meiner neuen Zimmergenossin Sonia unterwegs gewesen. Sie ist die erste mit meinem Nachnamen, die ich abgesehen von meiner Familie kenne, und arbeitet bei Kleiderkreisel. Da sie mit ganz anderen Augen durch die Welt läuft, habe ich mit ihr Toronto auch nochmal in einer ganz anderen und weniger touristischen Sichtweise kennengelernt.

moderne Architektur
Vorgestern habe ich im Hostel aus- und im Hotel eingecheckt und bin anschließend zum Flughafen gefahren, um meine Eltern abzuholen. Mit Mama und Papa erkundete ich in den letzten beiden Tagen also alles nochmal im Schnelldurchlauf, was ich schon dreimal gesehen hatte. 

Das alte Rathaus von Toronto - eines der schönsten Gebäude der Stadt
Zusätzlich stand auch endlich der Besuch des CN-Towers auf dem Plan. Für mich war dies besonders aufregend, da ich den „Edge Walk“ auf dem Turm gebucht hatte. Dieser bestand daraus, bis über die normale Aussichtsplattform mit dem Fahrstuhl nach oben zu fahren und dort draußen an einem Seil gesichert auf einem Gitter um den Tower herum zu laufen. Das Ganze spielte sich in 356m Höhe an der frischen Luft ab. Ich hätte erwartet ängstlicher zu sein, aber sobald ich in der Vierergruppe oben war und es endlich losging, habe ich es richtig genossen. Wahrscheinlich empfand ich die Höhe nach dem Besuch des Burj Khalifa in Dubai nicht mehr ganz so besorgniserregend und daher war der Rest einfach nur noch Spaß für mich. Adrenalin haben zusätzlich die verschiedenen Aktivitäten dort oben gebracht. Diese bestanden hauptsächlich daraus, nur noch mit der halben Schuhsohle auf dem Gitter zu stehen, also wirklich „on the edge“ zu laufen. Dabei durften wir uns ganz wie bei Titanic über die Stadt lehnen beziehungsweise rückwärts in das Seil hängen und halb über Toronto schweben. Auf diesem Weg habe ich die Stadt nochmal aus einer ganz anderen Perspektive erlebt, die einfach mal etwas ungewöhnlicher war. Die Sicht auf Toronto, die Toronto Islands und den Lake Ontario, der so riesig ist, dass man mit bloßem Auge das andere Ufer nicht mehr wirklich erkennt, war ganz nebenbei erwähnt natürlich auch klasse. Auf jeden Fall war es ein einzigartiges Erlebnis.


Insgesamt habe ich meine Zeit in Toronto also sehr genossen und einige unvergessliche Momente gehabt, bevor wir heute unser Wohnmobil abholten und nun unseren Roadtrip starten.


Jenny

Mittwoch, 10. Juni 2015

Endlich wieder Segeln!

14.05. – 25.05.2015


Auckland, Segeln im Hauraki Golf

Die Karte ist dieses Mal kein Stück detailgetreu, nur damit ihr ein kleinen Eindruck bekommt...

Die zehn Tage segeln auf der „Spirit of New Zealand“ war ein riesen Highlight meiner Reise und ich bin immer noch so glücklich darüber, dass ich das noch so kurzfristig erleben durfte! In den zehn Tagen haben wir so viel gemacht und es sind so unendlich viele Bilder entstanden, dass es mir dieses Mal besonders schwer fällt, dass alles in Worte zu fassen und vor allem Bilder auszusuchen…

Die „Spirit of New Zealand“ ist ebenfalls ein Dreimaster und wir waren 53 Mann an Bord, so wie ich es ja eigentlich meist gewohnt bin. Die 41 Trainees waren Schüler (15-18 Jahre) aus ganz Neuseeland, die aufgefordert in diesem Alter an der pädagogischen Reise teilzunehmen, was wiederum auch stark von den Schulen promotet wird. Die Stammcrew ist fest angestellt und dazu kommen noch vier Volontärs, die als Wachführerassistenten arbeiten und zwei „Leading Hands“. Da sie mich quasi „zusätzlich“ mitgenommen haben gab es bei uns fünf Wachführerassistenten und ich hatte zusammen mit John eine Wache. Darüber war ich im Endeffekt sehr glücklich, weil wir als Wachführerassistenten doch mehr Verantwortung hatten als ich anfangs dachte. Ich war also immer für den seglerischen Part zuständig und John hat das pädagogische übernommen, was eine sehr gelungene Aufteilung war!




Unser Tag begann jeden Morgen um 6:30 Uhr kurz vor Sonnenaufgang. Um 6:31 sind wir dann bereits in Badezeug ein wenig an Deck rumgelaufen und nach einem kurzen Aufwärmprogramm dann der kalte (!!) Sprung ins Meer (und das jeden Morgen wohlbemerkt!). Danach war man zu 110% wach… Den einen Morgen haben uns sogar die Delfine besucht, allerdings wollten sie nicht mit uns Schwimmen und kamen erst wieder als wir fertig waren… Jedoch haben sie uns in den ersten Tagen während dem Segeln häufiger besucht! Nach dem Frühstück sind wir dann meist gesegelt und am Nachmittag dann wieder in einer schönen Bucht vor Anker gegangen und am Abend gab es dann immer eine spannende Unterhaltung wie lustige Strandspiele oder Wettspiele in der Messe.

Delfine!!!
Ganz genau hinschauen, da springt gerade ein Delfin aus dem Wasser bei Sonnenaufgang!
Verlassene Strände sind ganz normal in Neuseeland...

Strandspiele...
Unsere Route führte uns zuerst in den Norden und das weiter als bei den „normalen“ Reisen so üblich, denn Mate Ben hatte zu Beginn den Wunsch geäußert doch einfach mal zu den „Poor Knights Islands“ zu segeln. Die Winde dafür waren sehr gut und so hatten wir das Ganze als Überraschung für die Trainees gemacht. Die Poor Knight Islands gehören zu einen der bekanntesten Tauchgebiete der Welt. Natürlich sind wir dort nicht getaucht und auch das Betreten ist nicht erlaubt, aber es gibt dort eine ziemlich große Höhle, wo man mit dem Boot reinfahren kann und der Sound dort drinnen ist einfach unglaublich spektakulär! Da sie mich gleich am Anfang mal so nebenbei als „Boatgirl“ ausgebildet haben, also eine weitere Person die in den motorisierten Beibooten mitfahren muss zur Sicherheit, durfte ich bei jeder Tour in die Höhle mitfahren und die einen oder anderen Gesangseinlagen der Trainees lauschen. Der kurze, aber spannende Ausflug zu den Poor Knight Islands war also auf jeden Fall eine gelungene Überraschung.

Auckland's Skyline beim Asulaufen
Die Schönheit und vor allem die gesamte Höhle in einem Foto wiederzugeben ist leider nicht möglich, aber hier sieht man mal die abnormale Farbe des Wassers...
Aus der Höhle heraus fotografiert, was ein klein wenig die Ausmaße zeigt...
Am Nachmittag ging es dann gleich weiter zur Great Barrier Island. Dort lagen wir gleich zwei Tage vor Anker und haben am ersten Tag eine Wanderung auf einen Berg gemacht. Mit 40 Teenagern eine interessante Erfahrung, aber leider haben wir es aufgrund von Zeitproblemen nicht auf die Bergspitze des Mount Hobsen geschafft,  sondern „nur“ bis zu einer Hütte kurz davor, die jedoch schon ein super Ausblick hatte! An dieser Stelle muss ich auch mal wieder sagen, dass ich unheimlich beeindruckt war, wie unglaublich schön und vor allem anders diese Insel mal wieder ist nach all dem, was ich bereits von Neuseeland gesehen habe. Am zweiten Tag hieß es dann Lugger (kleines Segelboot mit einem Segel für 10 Leute) segeln für die Trainees und dabei durfte ich wieder mit Beiboot fahren und die Trainees beaufsichtigen, was eine lustige Angelegenheit war. Dafür haben wir zum Beispiel auch ein kleinen Snack in eine Dose gepackt und diese ins Wasser geschmissen und die Trainees mussten diese während dem Segeln aufgabeln :D Wir als Crew hatten dann in der Mittagspause noch unser Vergnügen mit den kleinen Segelbooten! Am Abend ging es an Land, wo wir Würstchen über dem Lagerfeuer gegrillt haben, gesungen haben und Marshmallows gegessen haben. Im Dunkeln mussten wir dann zurück zur Spirit und dieses mal mussten wir auch als Aufsichtspersonen mit den Trainees zusammen paddeln anstatt im Motorboot zu fahren und es war wirklich Wahnsinn, denn ich habe zum ersten Mal das Meeresleuchten gesehen!!


Der Blick in die Ferne beim Wandern auf den Mount Hobsen...
Die letzten Tage hieß es nochmal Segeln bis runter nach Coromandel und dann entlang der schönen Inseln, die der Hauraki Golf so zu bieten hat und das bei stürmischen Wetter und auch Sonnenschein oder also bei typisch neuseeländischen Wetter… Ich habe glaube ich auch noch nie so viele Regenbogen in so kurzer Zeit gesehen! Es war zudem schön zu sehen, wie selbstständig die Trainees mittlerweile zusammen gearbeitet haben und ich war ein wenig stolz, dass ich dazu ja auch mein Teil begetragen habe und mein Wissen auch in Englisch vermitteln zu können. Am vorletzten Tag gab es dann noch den „Trainee-Day“ (= Schiffsübergabe), wo die Trainees die Verantwortung für das ganze Schiff übernommen haben und wir nur zuschauen durften und auch das hat super geklappt. Wir als Crew haben gesagt, dass es ein organisiertes Chaos war, was es wirklich war :D





Insgesamt war es nicht nur für die Trainees, sondern auch für mich ein großes großes Abenteuer mit schönsten Sonnenaufgängen sowie Untergängen, dem besten Essen, was ich in den letzten 9 Monaten hatte, viel Spaß, lustigen Erlebnissen, neuen Eindrücken von Neuseelands Landschaft, die einfach nie langweilig wird, schönsten Sternenhimmel und vor allem vielen neuen Bekanntschaften, die mir es noch schwerer machen, so langsam Abschied von Neuseeland zu nehmen… Eines steht auf jeden Fall fest, ich werde definitiv sobald es geht wieder hierher zum Segeln kommen! Am liebsten schon morgen…



Laura

PS: Das sind wirklich nur ganz ganz wenig Bilder........