Sonntag, 28. Juli 2013

Einfach tolle Leute!

Kanada Teil 7 / 23.07. – 28.07.2013

Meine letzte Arbeitswoche…

 … war voller Abschiede. Doch am Dienstag lernte ich auch wieder neue Menschen kennen, da Caren mich ein paar Leuten im Headoffice von Tourism Calgary vorstellte.  Dort habe ich sogar eines Stampede–Poster dieses Jahres, die übrig geblieben waren, mitnehmen dürfen. Dazu gab es auch noch ein Hochglanzheft der Parade von 2012 für mich. Als wir wieder im Center waren, habe ich ein super süßes Abschiedsgeschenk von Ann und Debbie bekommen: Eine riesige Schokoladentafel vom Chocolatier. An dem Dienstag voriger Woche hatten Caren, die beiden und ich über meine Schokoladenvorliebe bzw. –Sucht gesprochen, was sich meine lieben Kollegen natürlich gemerkt und zu Herzen genommen haben. Zudem habe ich an diesem Tag meine insgesamt längste Beratung  mit einer Deutschen geführt und dabei erst einmal mitbekommen, wie viel ich in den letzten Wochen in Calgary und während der Arbeit gelernt habe.  Auch in der Mittagspause habe ich wieder eine neue Ecke der Stadt kennengelernt. Caren und ich liegen hinunter zur Chinatown. Das Neue für mich war der Besuch im Chinese Culture Centre. Die Kuppel empfehle ich bei ca. jeder zweitern Beratung als Nachbildung des Temple of Heaven in Peking. Dabei musste mir Caren erst einmal den Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Löwen erklären, die vor dem Eingang vieler chinesischer Gebäude stehen. Anschließend besuchten wir noch einmal den TD-Square und lasen Resieführer über Berlin und Deutschland und was man bei einer Reise dorthin beachten sollte: Beispielsweise, dass man bei einer Einladung zum Abendessen immer pünktlich und mit Blumenstrauß erscheint. Nach der Pause war es auf der Arbeit sehr ruhig und so machten Debbie und ich den Souvenir-Shop neben dem Visitor Information Centre unsicher, um mir eine Calgary Tower – Jacke zu kaufen. Eine sehr lustige Aktion und dadurch werde ich auch immer an Debbie denken müssen, wenn ich den Hoodie trage.Während ich nach dem Anprobieren mein Geld holen war, handelte sie großartiger Weise mit Cecile, der Verkäuferin, die mich natürlich auch vom Sehen her kennt, einen Rabatt von 20% für mich aus. Währenddessen besuchte der Däne mittlerweile zum vierten Mal die Tourist-Information und verabschiedete sich, bevor er in die Berge fahren wollte. Nachdem ich meine Jacke also gekauft hatte, war es an der Zeit, mich von Debbie zu verabschieden, deren Worte ziemlich rührend waren. Erstens, weil sie viele hohe Ränge innerhalb Calgarys schon einmal inne hatte und dadurch auch super gute Beziehungen pflegt. Zweitens, weil der Onkel ihres Uropas (oder so ähnlich) einer der Big Four Gründer der Stampede gewesen war und sie und ihre gesamte Familie immer noch stark in das Festival involviert sind. Und drittens, weil sie mir und ich ihr innerhlab von drei gemeinsamen Arbeitstagen sehr ans Herz gewachsen ist. Die restlichen Schichtstunden des Tages verbrachte ich damit, den Strategie-Plan von Tourism Calgary zu studieren, solange keine Besucher kamen.  Als es dann 17 Uhr war, fuhr ich vollbepackt und vollkommen erschöpft mit Caren nach Hause. Auf dem Weg mussten wir allerdings noch Marcs reparierten Computer abholen. Dafür kochte er uns in der Zwischenzeit schon einmal Gulasch und Nudeln. Nach dem Essen schauten wir den Film „Shall we dance?“ und Marc machte mir aus Erdbeeren den leckersten Smoothie, den ich je getrunken habe.
Am Mittwoch besuchte ich abermals das Headoffice, um die Personalleiterin kennenzulernen, die mir mein Praktikum ermöglicht hatte. In der Pause sind Caren und ich in Bankers Hall essen gewesen, bevor wir zur relativ neuen Peace-Bridge gefahren fuhren. Am Ende dieses Arbeitstages musste ich mich dann von meiner Kollegin Ann verabschieden. Ann ist, neben Caren als Supervisor, die einzige Festangestellte, allerdings nur auf Teilzeit. Nach der Arbeit haben Caren und ich bei Jelly Modern Doughnuts schöne und vor allem leckere Donuts gekauft. Abends kochte Marc Tomatensuppe und zum Nachtisch gab es leckeres Eis von der bekanntesten und besten Eisfirma Cochranes. Beim Essen wurde mir dann das Klavier neben dem Esstisch von innen gezeigt und erklärt, was ich so auch noch nie gesehen hatte.
Den nächsten Morgen war es verhältnismäßig ruhig im Tower. Allerdings kam die Volunteerin JoAnn nicht und so hatte ich leider auch keine Chance, um mich von ihr zu verabschieden. Der Bruder ihres Lebensgefährten ist der Zeichner der Simpsons, was mir wieder einmal zeigt, was für verrückte Beziehungen ich während dieser Reise so gemacht habe. Sonst habe ich mich am Donnerstag ein wenig ums Eventboard gekümmert. Caren und ich haben in unserer Mittagspause das beste Eis der Stadt gegessen und dabei unter Anderem die Eissorten Huckleberry und Toasted Marshmallows probiert. Auch Mikki haben wir einen Becher Erdbeereis mitgebracht und als sie von ihrer Pause wiederkam, hab ich von ihr noch ein Geschenk bekommen. Dabei wollte sie es gar nicht glauben, dass es schon mein vorletzter Praktikumstag war. Von ihr bekam ich zwei große, schwere Bücher, die sie mir ein paar Tage zuvor empfohlen hatte, worüber ich mich riesig gefreut habe. Am Ende des Tages ging dann der winzige Vorrat an Citymaps aus, der die Flut überlebt hatte. Nun hab es nur noch andere, komische Karten. Ich frage mich nur, wie eine Tourist-Information arbeiten soll, wenn auch alle anderen Karten bald aufgebraucht sind… Nach unserer Schicht holte uns Marc vom Tower ab und zusammen fuhren wir zur Old Spaghetti Factory, wo ich meine beiden Gasteltern zum Essen einlud. Sie waren bisher noch nie dort gewesen und es war mein Wunsche, da ich letztes Jahr mit meinen Eltern in Banff, Vancouver und Whistler darin sehr lecker gegessen hatte. Auch Donnerstag hat e suns allen super geschmeckt. Auf dem Weg zum Restaurant haben wir, wie es der Zufall immer so will, zwei Baguettes gratis bekommen. Dabei überquerten wir auch die Prince´s Island, die durch die Flut total zerstört worden war und dadurch für die letzten Wochen natürlich geschlossen werden musste. Am Donnerstagabend wurde sie jedoch für das Folk Festival wieder geöffnet, von dem wir auch etwas Musik hören konnten. Auf dem Rückweg zum Auto kamen wir noch am Sheraton-Hotel vorbei, wo Caren nur dem Concierge schnell grüßen wollte und so lernte ich diesen dann auch noch kennen. 
Am Freitag war dann endgültig mein letzter Arbeitstag, an welchem ich dann wirklich noch mit den anderen, hässlichen und verwirrenden Karten arbeiten musste. Aber auch das habe ich dann erstaunlicher Weise überlebt. Und ich muss echt zugeben, dass mir die Arbeit im Visitor Information Centre echt Spaß gemacht hat und ich soooooo vieles gelernt habe. Dieses Praktikum hat mir eine Menge geholfen, herauszufinden, in welche Richtung ich einmal beruflich hinmöchte und ich bin sehr froh, dass ich so freundlich und willkommen in das Team von herzlichen Mitarbeitern aufgenommen wurde. Zudem macht es mich total glücklich zu hören, dass ich wirklich helfen konnte und ihnen auch eine Menge Arbeit abnehmen konnte. Alle haben mir versichert, dass sie mich sehr vermissen werden und hoffen, dass ich vielleicht ja sogar schon in einem Jahr wiederkomme. Jedenfalls werde ich diese Zeit sehr gut in Erinnerung halten, ob es um die anfänglichen Schmerzen in den Knien geht, wenn man sich beim Broschüren auffüllen immer ungemütlich hinhocken muss oder um das Einschneiden der Flyer in die Hände oder auch einfach nur das Beraten gutgelaunter und urlaubsreifer Kunden und die Zusammenarbeit mit tollen Mitarbeitern.
das VIC von Calgary Downtown
Unsere Mittagspause verbrachten Caren und ich wie die Pause an meinem allerersten Arbeitstag: Im Baraka Pizza und Suppe essend. Außerdem fuhren wir nochmals mit dem Fahrstuhl auf den Tower hoch und genossen nochmals die atemberaubende Aussicht auf die Stadt.
auf dem Glasfloor des Towers - ein ganz klein wenig beängsitgend ;)
Blick vom Tower nach Südosten der Stadt
Danach bin ich alleine ins Glenbow-Museum gelaufen, um noch ein paar Broschüren zu besorgen. Als ich wiederkam, gab es für mich noch eine riesige Überraschung. Ich habe nicht nur ein super schönes Zertifikat erhalten, sondern auch ein Notizbuch von Tourism Calgary und ein original Calgary White Hat! Seitdem laufe ich die ganze Zeit durch die Gegend und erzähle Caren und Marc immer und immer wieder stolz von meinem Cowboy-Hut. Die beiden freuen sich immer und immer wieder über die lustige Story, dass ich am paradetag erst gar keinen Hut aufsetzen wollte, bis ich die einzige ohne Hut war. Dafür war ich dann am Freitag die einzige, die mit Hut durch die Straßen gelaufen ist, obwohl die Stampede ja schon wieder längst vorbei ist. Aber vorher habe ich noch meine letzte Kundin beraten, was etwas verwirrend war, weil sie aus China kam und ich ihr doch gleich erst einmal die Chinatown von Calgary empfohlen habe. Anschließend musste ich mich dann leider auch schon von Mikki verabschieden und Caren und ich fuhren nach meinem letzten Arbeitstag nach Hause. Auf dem Weg hielten wir noch kurz an einer Bahnstation von der man einen wunderschönen Blick über die gesamte Skyline der Stadt hat und einkaufen waren wir auch noch.

Ich als stolze Besitzerin eines Calgary White Hats vor der Skyline von Calgary

Abends konnte ich meine übriggebliebenen Nudeln vom Restaurant machen und Marc mixte mir noch einmal einen leckeren Erdbeer-Smoothie. Caren und ich haben auch noch Toffifee-Schokopudding gemacht während wir den Film „6 Days 7 Nights“ anfingen zu gucken.
meine Gasteltern und ich vor dem Lake Louise
Am Samstag war dann wieder einmal ein großer Tagesausflug angesagt. Marc, Caren und ich fuhren mit dem Auto zum wunderschönen Lake Louise und sind von da aus eine Stunde lang bis zum Lake Agnes 3,4 km weit und 400 hoch gewandert, was echt anstrengend aber auch ein tolles Erlebnis war.  Dort oben war es ziemlich windig, also machten wir eine Pause im Teehaus, bevor wir die ganze Strecke wieder hinunterliefen.



Auf dem Rückweg fuhren wir auch noch durch die schöne kleine, aber von Touristen überfüllte Stadt Banff durch. Abends bekamen wir Besuch von Alex, dem Pauker des Calgary Philharmonic Orchestras. Mit ihm grillten wir und ich probierte Elch-Fleisch und aß wieder einen mega leckeren Maiskolben. Alex fragte mich, was die Unterschiede von Kanada und Deutschland wären, was nicht gleich einfach zu beantworten war. Zum einen gibt es in Kanada eine komplett andere und viel schönere Landschaft als zu Hause und zum anderen ist es hier nicht so überfüllt. Hier leben alle in weniger Stress und mit mehr Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Geduld. Als wir alle vier schön auf der Terrasse saßen, landete plötzlich ein Drache im Garten und Alex und Caren sprangen sofort, wie die kleinen Kinder, auf um ihn aufzuheben. Alex war schließlich schneller und hatte sichtlich Spaß daran, den Drachen wieder fliegen zu lassen. Da wir noch einen weiteren Drachen hoch oben am Himmel sichten konnten, beschlossen wir, alle zusammen nach dem Abendessen dort hin zu laufen, woher der zweite zu kommen schien. Also machten wir noch einen kleinen Rundgang in der Siedlung, bis wir die Kinder mit den Drachen sahen. Das eine Mädchen erkannte den von uns gefundenen Drachen als das Spielzeug ihres Bruders, aber verschenkte ihn sofort an ein weiteres Mädchen, das noch keinen besaß. Das hat Alex natürlich mega geärgert, denn dann hätte er ihn sichtlich lieber selbst behalten. So ein Spielekind! =D Als wir abends noch vor dem Kamin saßen, an welchem sich Alex erst einmal fast verbrannt hatte,  hörten wir auf einmal mehrere Knalle. Alex, der erst vor zweieinhalb Jahren aus den Staaten ausgewandert war vermutete sofort, dass wer mit einer Pistole schießt. Doch dann fanden wir heraus, dass es ein großes, langes und überwältigendes Feuerwerk vom Ranchhaus in Cochrane war. Dieses konnten wir perfekt vom Haus aus beobachten und so standen wir zu viert am Fenster im Schlafzimmer nach draußen starrend. Ein wundervoller Abschied für mich. Später lud Alex uns noch dazu ein, in den nächsten Tagen mal in die Konzerthalle zu kommen und ihn zu besuchen. So werde ich morgen auch noch eine Privatführung in den Räumen des Orchesters bekommen.
Heute habe ich dann erst einmal wieder so richtig ausgeschlafen und anschließend mit meinen Eltern und ein paar Freunden telefoniert. Zum Frühstück gab es total leckeres selbstgemachtes French Toast, was ich vorher auch noch nicht kannte. Dann kam Caren mit einer weiteren tollen Überraschung für mich um die Ecke. Sie schenkten mir ein Buch mit vielen tollen Bildern der Stadt und ein paar Zeilen von meinen Gasteltern und meinen Kollegen für mich. Ich war total gerührt und möchte mittlerweile immer weniger hier wegfliegen. Heute genießen wir dafür noch einen ruhigen Tag und morgen werde ich dann langsam anfangen zu packen. Im Moment weiß ich gar nicht, wo ich mit meinen ganzen Sachen hin soll. Wahrscheinlich muss ich meine kompletten Klamotten hier lassen, damit ich die ganzen tollen Geschenke in meinem Koffer bekomme…

Jenny

„Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen den Kurs“


Sommerreise auf der Thor Heyerdahl - Teil 1 (01.07. - 06.07.2013)


Ob dieser Spruch wirklich der Wahrheit entspricht?! Wie man‘s nimmt würde ich an dieser Stelle einfach mal so sagen. Für mich ging es jedenfalls in diesem Jahr wieder auf die Thor Heyerdahl zum Segeln. Zwar nicht drei Wochen, wie in den letzten zwei Jahren, aber immerhin zwei, mit genauso viel Spaß, vielen neuen tollen Leuten und letztendlich doch noch in ein Land, welches ich noch nicht kannte. 
Geplant war es also, von Kiel aus, hoch in den Norden nach Larvik zu Segeln und wieder zurück. Larvik ist ein hübsches kleines norwegisches Städtchen mit wenig Tourismus und ein weiterer Besuch, nach nun schon drei, kann ja auch nicht schaden. Der Wind hatte dabei aber eher eine andere Planung... 
So segelten wir erst einmal los. Ja man höre wir sind zu diesem Zeitpunkt wirklich noch gesegelt, vielleicht nicht unbedingt schnell, aber langsam segeln geht ja auch. Wir sind die ersten drei Tage durch die Ostsee in den Norden geschippert, haben uns durch den kleinen Belt geschlängelt und sind im Kattegat angekommen. Dabei konnten wir sogar ein paar kleine Schweinswale sichten! Die schwachen, umlaufenden Winde hielten dennoch dauerhaft an... Immerhin meinte es die Sonne auch so gut mit uns und bescherte uns viel Zeit zum sonnen und entspannen an Deck. Um voran zu kommen braucht man aber trotzdem Wind, denn ohne Wind können uns auch die schönsten und größten Segel nicht in Richtung Norden bringen. Vielleicht versteht ihr jetzt was ich meine. Segel bestimmen nicht immer den Kurs und so musste Olga (die Maschine) ein paar Mal nachhelfen. Die Wettervorhersage versprach keine Besserung. Und so hätten wir die Segel noch so gut ausrichten können, wir wären nicht rechtzeitig in Larvik angekommen. Norwegen konnten wir somit vergessen. So blieb uns Schweden zur Auswahl. Wir entschieden vorerst einen Stopp in Göteborg einzulegen. Zu meiner Freude, da ich mir Schweden in den letzten zwei Jahren ja immer nur von der Küste aus anschauen konnte. Wenn ich hier von ‘Wir‘ spreche, meine ich natürlich die gesamte Besetzung, welche auf diesem Törn vom Alter her total gemischt war. Von 1 bis geschätzten 60 Jahren (vielleicht auch noch älter, aber da bin ich mir nicht so sicher ;D) war alles dabei und wir waren insgesamt 41 Leute an Bord, die sich allesamt nicht besser verstehen hätte können! 

Denkt man an Schweden denkt man an Elche, Pippi Langstrumpf und Steine. Ich zumindest. Mit Steine meine ich die berühmten schwedischen Schären. Und genau die liegen an der Westküste vor Schweden und so auch vor Göteborg. Also kam da bei mir doppelte Vorfreude auf, denn die wollte ich schon immer mal sehen! Das ich da direkt durchfahre würde, war immer nur ein Traum. Da wir uns erst gegen Abend Göteborg näherten und ich Wache 1 war, war es ziemlich dunkel und von den Schären nur was auf dem Radargerät zu erkennen. Ich würde es mit vielen kleinen und großen Klecksen beschreiben, die wir lieber nicht hätten anfahren sollen, denn schon ein kleiner Stein hätte die gleiche Wirkung, wie ein großer Eisberg... Die einst berüchtigte schwedische Schärenlandschaft, mussten wir uns so vorerst nur denken.

Nochmal kurz zur Erklärung: Da wir oftmals ununterbrochen fahren, muss auch zu jeder Zeit das Schiff gesteuert werden. Dafür gibt es ein Wachsystem. Auf diesem Törn hatten wir das 3-Wach-System. Heißt es gibt drei Wachen. Ich war Wache 1 und Wache 1 hat Wache von 12 - 16 Uhr am Tag und 00 - 04 Uhr in der Nacht. Das ist nicht unbedingt die beste Wachzeit, aber man gewöhnt sich dran und es gibt auch Vorteile, wie z.B. bis 10 Uhr ausschlafen, wenn man will und den Sternenhimmel und die Ruhe in der Nacht genießen können...und wer kann schon sagen das er einfach mal so vier Stunden in der Nacht wach ist und ein Schiff steuert. Wache zu gehen heißt übrigens nicht nur das Schiff zu steuern, sondern auch Ausguck zu gehen, Sicherheitsronden zu gehen, Wetter zu bestimmen, die Position in die Karte einzutragen und und und... Und mit den richtigen Leuten in einer Wache macht das auch noch eine Menge Spaß! :) 

Da wir ungefähr um 00:02 Uhr kurz vor Göteborg waren und man in der Nacht schlecht in einen Hafen einläuft, hieß es erst einmal ankern. Auch wenn beim Ankern nichts großartiges passiert, müssen auch hier immer mindestens zwei Personen sicherstellen, dass es der Thor quasi gut geht und wir auch da bleiben, wo wir den Anker haben fallen lassen. In dieser Nacht hatte mich das Los getroffen und während die anderen alle schliefen, haben die liebe Johanne und ich Göteborgs hell beleuchteten Skyline genossen und uns über den Sinn des Lebens unterhalten. Ab und zu kam ein großer Frachter recht nah an uns vorbei und wir haben uns gewünscht, dass dieser uns Schokolade vorbeibringt. Man sollte wissen, dass Süßigkeiten auf der Thor ein seltenes Gut sind und Vorräte schon nach vier Tagen schnell knapp werden und man nicht einfach schnell neue kaufen kann. Aber die Vorstellung blieb auch nur ein Wunsch... ;) Um 00:04 Uhr durften wir dann aber auch in die Koje. Ohne Schoki. Viel Zeit zum Schlafen blieb uns aber nicht, da wir relativ früh am nächsten Morgen in Göteborg anlegen wollten. Am nächsten Vormittag konnte ich dann zum ersten Mal schwedischen Boden unter den Füßen genießen. Laut Planung wollten wir am Abend wieder ablegen, da so ein Liegeplatz relativ teuer ist. Wir hatten also den ganzen Tag Zeit Göteborg zu erkunden. Unsere Gruppe, sprich Johanne, Giulia, Tobi und ich, hatten das Ziel, irgendwo in der Stadt echtes schwedisches Köttbullar zu essen! Das ganze ohne einen Stadtplan, vorerst ohne schwedische Kronen, nur mit einer riesigen Portion Motivation, Köttbular zu essen. Eigentlich gar nicht so schwer denkt man sich. Aber denken kann man viel. Denn nach gefühlten drei Stunden, 20 gefragten Leuten (alle aber sehr freundlich!) und dem Gefühl zwei Mal die Stadt komplett durchquert zu haben, war der Hunger zu groß und wir haben die Suche aufgegeben. Komisches Schweden muss ich an dieser Stelle mal sagen. Aber trotzdem sehr schön! Eigentlich wollt ich es gar nicht erwähnen, aber unser Ausweg war allen Ernstes Döner mit Pommes... immerhin waren wir danach satt. Trotzdem erwies sich Göteborg als eine wirklich schöne Stadt mit einem besonderen Charme, vielen kleinen Läden (durch die wir Tobi alle geschleppt haben ;D) komischen Fahrstühlen und interessanten Straßenbands. Ein RIESENeis (es war wirklich riesig!) rundete den Stadtgang ab und wir kamen am Nachmittag mit schmerzenden Füßen wieder auf der Thor an. Da die Sonne weiterhin schien haben wir es uns auf dem Deckshaus oder mittlerweile auch Sonnendeck gennant, gemütlich gemacht und urplötzlich spürte man einen leichten Windzug (der auch immer stärker wurde) im Hafen. Den, den wir die letzten Tage gebraucht hätten... Man könnte nun denken, der wäre perfekt zum weiter segeln, aber nichts da. Gegen den Wind segeln geht auch schlecht und so aus den Hafen und durch die Schären fahren ist noch schlechter. So blieben wir ungewollt bis zum nächsten Morgen im Hafen, wo von Wind natürlich keine Spur mehr war. Trotzdem sollte die Reise weitergehen. 

Laura

Die schwedische Gastlandflagge ist gehisst!

Die Thor in Göteborg.

 Ein Brunnen, in dem man anscheinend Seife geschüttet hat
und ziemlich viel Schaum daraus entstanden ist :D 
Das RIESENeis!!!

Es war eindeutig zu groß und so hab ich der Giulia einen Traum erfüllt.
      Sie wollte schon immer mal ein Eis auf der Erde zerdrücken und matschen...


Dienstag, 23. Juli 2013

That´s the way it goes…

Kanada Teil 6 / 21.07 – 22.07.2013

impressed by the kindness of the Calgarians

Gestern haben wir die meiste Zeit des Tages dazu genutzt, uns zu erholen. Gegen Nachmittags sind wir noch ein wenig im Ort Cochrane selbst unterwegs gewesen, waren geocashen und einkaufen. Unser Abendbrot war ziemlich reichhaltig. Erst gab es Baguette mit Dip, dann gegrillte Maiskolben und von den Nachbarn selbst geschossenes Reh und anschließend Salat. Erstaunlicher Weise hat mir wirklich alles sehr gut geschmeckt. Nur das Sushi habe ich dieses Mal ganz weggelassen. ;) Dafür haben Caren und ich danach noch Cookies gebacken. Dabei haben wir den Film “Did you hear something from the Morgans?“ angefangen zu gucken.
Heute ging es dann nach einer unruhigen Nacht wieder an die Arbeit. Caren musste wieder vormittgas gehen, weil sie noch einmal einen Spezialisten aufgrund ihrer Zahnschmerzen aufsuchen wollte. Nun hat sie einen Operationstermin für Mitte September bekommen, was sie verständlicher Weise etwas frustriert hat. Derweil berieten Mikki und ich wieder die Besucher der Stadt. In meiner Mittagspause lief ich hinüber zum Worldmap, einen Kartenladen. Dort habe ich mich erstaunlicher Weise ungefähr eine halbe Stunde lang mit dem Verkäufer unterhalten, dessen Namen ich mittlerweile allerdings schon wieder vergessen habe. Sonst war das Gespräch aber ganz lustig und er hegt nun die Absicht, einmal im Visitor Information Centre vorbeizukommen. Als ich das Geschäft ohne etwas zu kaufen wieder verlassen hatte, war ich selbst über meine Gesprächigkeit verwundert. =D  Anschließend bin ich durch das ArtCentral wieder zum Subway essen gegangen, wo mich der Verkäufer noch von letzter Woche in Erinnerung hatte und mir daher gleich einen gratis Cookie in meine Plastiktüte mitgegeben hat. Beim Essen freute ich mich dann einfach nur über die Freundlichkeit der Menschen in Kanada und vor allem Calgary. Überall ist man herzlich willkommen und überall wird man herzlich aufgenommen. Auch die Shellie, Chefin der Chefin von Caren war heute im Centre und so habe ich sie auch einmal kennengelernt. Sie hat sich gefühlte tausend Mal bedankt, dass ich hier bin und helfe und war total begeistert. Durch solche Herzlichkeit muss man sich in der Stadt einfach wohlfühlen. Nach meinem Sandwich fing es leider total an zu regnen und so stattete ich der Art Gallery of Calgary einen Besuch ab, bevor meine Pause vorbei war und ich wieder in den Tower an die Arbeit ging. Lustiger Weise war der Däne heute schon wieder da. Sonst gab es aber glücklicher Weise nicht wieder einen Vorfall mit unbefugten Personen an unserem Arbeitsplatz, obwohl der Counter eine Stunde lang unbesetzt war und das “We´ll back at __:__“ – Sign auf eine falsche Uhrzeit gestellt war.

Jenny

Sonntag, 21. Juli 2013

"Wie ein gutes Buch"

Kanada Teil 5 / 16.07. – 21.07.2013

Immer wieder etwas Neues, Spannendes, Überwältigendes

Es ist immer so viel los, dass ich überhaupt nicht zum Schreiben komme. Frühs brauchen wir eine Stunde zur Arbeit, dann geht die Schicht jeden Tag acht Stunden inklusive Mittagspause und anschließend fahren wir wieder eine Stunde zurück nach Cochrane.
Calgary Tower - mein Arbeitsplatz
Mittlerweile ist die Arbeit schon Alltag geworden. Letzten Dienstag sind Caren und Ann zum Abschied einer ehemaligen Kollegin gegangen. Deshalb haben Debbie und ich das Office für diese Zeit übernommen. Allerdings kamen in den paar Stunden kaum Kunden und so beschäftigten wir uns mit Sudoku-Rätseln. In meiner Mittagspause war ich dann erstmals wirklich alleine in der Stadt unterwegs. Jedoch habe ich währenddessen festgestellt, dass man Jenny nicht alleine lassen kann, weil sie sonst zu schnell in Versuchung kommt sich Schokolade zu kaufen. Dabei hatte ich mich bisher in der ganzen Zeit hier total zurückgehalten was dies betrifft… =) Abends beschäftigten Caren und ich uns mit zwei Dot-to-Dot – Heften, bei denen Bilder durch das Verbinden von Punkten entstehen, was man von früher aus Magazinen kennt, wo man immer schon vorher erkannt hatte, was dabei herauskommen wird. Allerdings ist dies ein den Heften etwas anders, da die einzelnen Bilder bis zu 1400 Punkte haben… Dienstag war übrigens auch der Tag des Essens. Nach der Schokolade bin ich nämlich (wie auch immer) dazu gekommen, mit großer Überwindung zum ersten Mal in meinem Leben ein Stück Sushi zu probieren und ich musste es immerhin nicht wieder ausspucken. Dafür gab es anschließend total leckere Steaks zum Abendbrot.
Am nächsten Tag besuchte uns Carens Chefin Sherrie noch einmal auf der Arbeit, bevor sie in den Urlaub fliegt. Außerdem kamen am Mittwoch übermäßig viele Deutsch und von einem Herrn wurde ich für mein sehr gutes Deutsch gelobt. ^^ Eine andere interessante Situation war es, als sich zwei Deutsche untereinander darüber aufgeregt haben, dass sie nur enttäuschende Antworten von mir erhalten hatten. Durch die Flut sind eben noch einige Sehenswürdigkeiten geschlossen. Jedoch sollte jeder einzelne Besucher, meiner Meinung nach, froh sein, dass so viele Attraktionen in so kurzer Zeit wieder offen sind. Jedenfalls beschwerte sich das Paar darüber auf Deutsch ohne zu wissen, dass ich sie verstehe. Sehr lustig! Eine andere deutsche Touristin beklagte sich über die Tatsache, dass keine Broschüren auf Deutsch zur Verfügung stehen. Demzufolge hatte ich an diesem Tag sichtlich Spaß daran, meine eigenen Landsleute und deren Kultur zu beobachten. In der Mittagspause passierte (einmal mehr) ein zufälliges grandioses Ereignis. Caren und ich waren gerade auf dem Weg zum Food-Court, als wir  dem Concierge  Jeff vom angesehenen Hyatt-Hotel direkt in die Arme liefen, den Caren natürlich privat sehr gut kannte. Dadurch bekam ich spontan eine Privatführung durch das mega große und beeindruckende Hotel. Danach war ich verständlicher Wiese total aufgedreht!! In diesem Zustand war es dann Carens Aufgabe, meine schlechte Subway-Erfahrung aus Deutschland wettzumachen und so aßen wir ein wirklich sehr leckeres Sandwich und ein gratis Cookie steigerte meine Begeisterung natürlich ein weiteres Stückchen. Da Caren etwas erledigt von Zahnschmerzen war, verlief der Abend dann eher ruhig.
Am darauffolgenden Tag stattete sie deshalb gleich einen Besuch beim Zahnarzt ab. Somit übernahm ich mit Mikki das Center. Da ich als Praktikantin es nicht alleine leiten kann und darf, machten wir ausnahmsweise zeitgleich Pause und so war der Counter eine Stunde lang unbesetzt. In dieser Zeit machte ich eine kleine City-Tour, wie ich sie den Touristen dauernd empfehle. Als ich wieder im Tower ankam saßen doch tatsächlich zwei Frauen hinter dem Counter, wo sie definitiv keinen Zugang zu haben sollten. Demnach fragte ich, ob ich ihnen in irgendeiner Weise helfen könne. Doch die beiden wollten nur in Ruhe ihre Postkarten schreiben und hatten sich dafür schon selbst ganz gut hinter unserem Beratungstisch eingerichtet. Ich erklärte ihnen in äußerst höflicher und geduldiger Form, dass dies ein Office sei und ihnen nicht zustehe. Darauf machten die Frauen allerdings keine Anstalten den Platz zu räumen, bis ich sie in gleicher Höflichkeit und Geduld (innerlich allerdings langsam fuchsteufelswild) darum bat, sich doch zur öffentlichen Sitzecke zu begeben. Daraufhin meinte eine der beiden zur anderen auf Deutsch (!!!): „Du, die will uns hier weg haben.“ und das in einem vollkommen aggressiven und verärgerten Ton. Weil ich sie aber auf Englisch angesprochen hatte, hatten die beiden natürlich nicht die geringste Ahnung, dass ich sie verstanden hatte und feierte innerlich meinen Triumph, als sie endlich aufstanden und verschwanden. Zwar hätte ich eigentlich bei dieser Dreistigkeit noch etwas Nettes auf Deutsch erwidern müssen, doch so schnell war ich leider nicht in der Lage zu reagieren und außerdem bin ich hier auch nur die Praktikantin. Dafür waren meine Kolleginnen furchtbar stolz darauf, wie ich mit der Situation umgegangen bin und wir haben beschlossen, dass gleich die Security gerufen wird, wenn so etwas nochmals geschehen sollte. Zumindest hatte ich  nach diesem Vorfall noch eine süße Omi zur Beratung, die total begeistert davon erzählte, dass sie in ihrem Deutschland-Urlaub viele Leute mit guten Englischkenntnissen getroffen hatte. Sie war damals nämlich nicht davon ausgegangen, dass alle Englisch sprechen. Ganz anders ticken da die Touristen aus dem frankokanadischen Teil des Landes. Denn die meisten von denen erwarten, dass in Calgary jeder auch super französisch spricht und werden super verärgert, wenn gerade die eine Kollegin, die dazu in der Lage ist, nicht da ist. Und so kann man in einer Touristen-Information sehr gut die Gewohn- und Eigenheiten der verschiedenen Kulturen beobachten. Auch lustig war es, als der Däne, der für ein Work & Travel Jahr hier ist und den vorherigen Tag schon das Office aufgesucht hatte, uns heute wieder besucht hat.
Da Caren tagsüber ja beim Zahnarzt und ich ohne sie auf der Arbeit war, bin ich wieder alleine zurückgefahren und wurde dann von der Bahnstation abgeholt. Zum Abendessen haben wir uns leckere vietnamesische Suppe geholt und kamen endlich mal dazu, The Hobbit zu Ende und Music and Lyrics komplett zu gucken. So haben wir also auch den Donnerstag schön ausklingen lassen.
Am Freitag arbeitete auch wieder Caren normal. Morgens war total viel los und ich hatte die erste drei Stunden fast ununterbrochen mit Kunden zu tun. Gegen Nachmittag wurde es jedoch viel ruhiger. In unserer Pause wollten wir nur im Bistro Mittag essen, wobei wir geradewegs in eine Mitarbeiterin  des Glenbow-Museums gerannt sind. Da Caren ihr natürlich bekannt war und ich wieder sofort als Praktikantin vorgestellt wurde, bekamen wir gleich freien Eintritt für die Ausstellungen.
Das Glenbow zeigt Geschichte und Kultur vor allem der Provinz Alberta und der Stadt Calgary und ich spreche annähernd in jeder zweiten Beratung darüber. Deshalb war es auch sehr hilfreich, es selbst einmal besucht zu haben, denn so kann ich jetzt viel besser aus eigener Erfahrung darüber reden. Zudem besuchten wir noch einmal kurz das Hyatt-Hotel, um ein paar Fotos von der Lobby zu machen. Dabei ertönte ganz leise „All the little Lights“ von Passenger im Foyer. Nach unserer acht Stunden Schicht zogen Caren und ich uns Sportsachen an und liefen zu Fuß den Calgary Tower hoch. Katie, eine Mitarbeiterin des Towers begleitete uns. Die Treppen sind allerdings nicht öffentlich zugänglich. Also habe ich einmal mehr etwas nahezu Unmögliches in meinen letzten Sommerferien getan. (Manchmal braucht man eben nur die richtigen Beziehungen…^^) An den Innenwänden sind überall Bilder gemalt worden. Wenn man sich auf die schönen Gemälde konzentriert, fällt einem das Treppensteigen gleich viel leichter. Caren ist durch ihre Zahnschmerzen nur bis ca. zur Hälfte mitgekommen. Ich bin alle 802 Stufen in zwölf Minuten hochgelaufen und war somit noch einmal auf der Aussichtsplattform des Towers. Wenn die Mitarbeiter normalerweise das Tower-Gebäude besteigen, vermeiden sie es, die öffentliche Plattform zu betreten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sonst würden wahrscheinlich alle Touristen erst einmal Interesse zeigen. Irgendwie ist es schon echt genial, nicht als Tourist hier zu sein, sondern vier Wochen lang waschechten kanadischen Alltag mitzuerleben. Allerdings war ich am Ende des Tages schon ganz schön geschafft und müde, während Caren, Marc und ich abends noch bei anderen Einwohnern ihrer Straße zum Plausch saßen.
Gestern konnte ich dafür nicht einmal ausschlafen. Trotzdem war ich relativ wach, als mein Wecker kurz nach 8:00 Uhr klingelte. Nach dem Frühstück fuhren wir zu dritt ungefähr drei Stunden mit dem Auto und trafen dabei mitten auf dem Highway zufällig Ann in ihrem Auto. Nachdem ich auf der Hinfahrt schön am Blog geschrieben habe, kamen wir irgendwann am Head-Smashed-In Buffalo Jump an. Diese World Heritage Site besteht aus einer Felsenklippe, wo die Indianer vor 6000 Jahren anfingen, Bisons hinunterzujagen und anschließend auszunehmen. Mitte des 19. Jahrhunderts geschah dies dann in ausufernden Maßen, was fast bis zur Ausrottung der Tiere geführt hatte. Wir besuchten das sehr anschaulich gestaltete Informationscenter inklusive eines faszinierenden Filmes und wanderten anschließend zur Klippe hinauf.
Die Hügel darunter, auf welchen wir gleichermaßen laufen konnten, sind genausgenommen angehäufte und überwachsene Büffel-Knochen. Es war sehr surreal zu wissen, dass vor ein paar Jahrhunderten unzählige Tiere den Tod durch diese Klippe gefunden hatten, an der man gerade selbst steht. Eigentlich wollten wir anschließend wieder zurückfahren, doch dann entschieden wir uns für einen kurzen Umweg zum Turtle Mountain. „Ein großer halber Berg. Die andere Hälfte liegt schon unten.“ (Zitat von Marc) Um es etwas besser auszudrücken, hat dieser Berg vor 110 Jahren den Ort Frank und mit ihm 92 Leute innerhalb von 90 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von 112 km/h verschüttet.
Daher stammt auch der Name Frank Slide. Das Donnern des herunterrutschenden Berges war bis zum 200 km Luftlinie entfernten Cochrane zu hören. Die Trümmer des Berges liegen bis heute in einer Fläche von 3 km2 vor dem Berg herum. Auch dort besuchten Marc, Caren und ich das Informationscenter mit einem echt ergreifenden Film und wir konnten sogar durch die Trümmer über dem begrabenen Ort laufen. Nach diesem interessanten, jedoch auch anstrengenden Ausflug (besonders, wenn man den Tag davor einmal den kompletten Tower hoch und wieder herunter gelaufen ist), fuhren wir dann etwas später als erwartet zurück. Die Rückfahrt über schrieb ich weiter an diesem Blog-Eintrag. Die meiste Zeit verging aber durch großes Gelächter, obwohl ich nicht mehr weiß, worüber. :D Wieder zu Hause bei Caren und Marc hatte ich dann einen übermäßig großen Hunger und aß meine wirklich sättigende Suppe vom Donnerstag. Anschließend lernte ich, wie unnormal meine Gasteltern hier sein können, indem sie anfingen mir ein Privatkonzert aus einem zweistimmigen Zweimannchor und Klavierspielen gaben.
Heute Morgen kam ich dann endlich mal wieder dazu mit meinen Eltern zu skypen, da wir den Tag ganz ruhig angehen, im Gegensatz zu den bisherigen 17 Tagen, die ich mittlerweile schon hier verbracht habe.  

Jenny

Dienstag, 16. Juli 2013

Einfach immer etwas los

Kanada Teil 4 / 06.07 – 15.07.2013

The new normal exitement

Nachdem der Freitag mit der Parade schon so aufregend, aber gleichzeitig auch total anstrengend war, ging es das gesamte Wochenende genauso weiter. So viel, wie ich an diesen drei Tagen erlebt habe, erleben manche Leute nicht in ihren ganzen Ferien.
Zipline at COP
Am Samstag fuhr ich mit Caren und Marc zum Canada Olympic Park. Dort fuhr ich mit der Zipline. Dabei sitzt man praktisch in einem Gurt und saust in schwindelerregender Höhe an einem Stahlkabel entlang. Vorerst wird man mit der vollen Montur aus Gurt, Helm und Rollen ausgestattet. Dann geht es zur Trainingsstrecke. Diese besteht aus einer winzigen Zipline kurz über dem Boden, damit man zum einen erst einmal ein Gefühl für das Fahren entwickelt und außerdem die Bremsposition einmal ausprobieren kann. Anschließend fuhr ein kleiner Bus alle Teilnehmer auf den Berg zum Fuß der Skisprungschanze Calgarys. Von dort aus ging es mit einem gläsernen Fahrstuhl weiter in die Höhe zur Absprungplattform. In meiner Gruppe war glücklicher Weise eine Frau, die noch viel viel verängstigter war als ich, sodass meine Sorgen nicht allzu groß waren und ich die wunderbare Aussicht dort oben genießen konnte. Beim dritten Durchgang war ich an der Reihe. Meine Rollen wurden auf das Seil gelegt und ich daran befestigt. Und los ging es mit über 120 km/h die Skischanze in der Luft hängend hinab. Es war mega schnell und total hoch, aber es machte einen verdammten Spaß. Leider dauerte die Fahrt nur einige Sekunden, bis ich wieder Boden unter den Füßen hatte. Von dort aus führte eine kleinere Zipline zurück zum Gebäude des Parks. Ich war super froh, dass ich es ausprobiert hatte, auch wenn ich vorher ein wenig nervös war.
Wieder bei Caren und Marc zu Hause entschieden wir uns, den Tag in Ruhe ausklingen zu lassen, schauten ein paar Fotos und den hauptsächlich in Calgary gedrehten Film Cool Runnings. Abends wollte Caren mir noch die Statistik für das Visitor Center erklären, damit ich bei der Arbeit nächste Woche alle Kunden erfassen konnte. Dies löste unter uns dreien allerdings solch heftige Diskussionen aus, dass am Ende keiner mehr das System verstanden hatte.
Sonntagmorgen habe ich ausgeschlafen, mit meinen Eltern per Video gechattet und einfach nur ausgeruht. Nachmittags sind wir zum Stampede Gelände gefahren. Die Stampede ist sozusagen das größte Cowboy- und Rodeo-Festival und es versetzt die gesamte Stadt in Western-Stimmung. Das Gelände besteht aus einem riesigen Rummel, einer Landwirtschaftsausstellung, einem Indian-Village und einem riesigen Markt. Zudem gibt es allerhand Shows und tausende unterschiedliche außergewöhnliche Essensangebote. So habe ich beispielsweise eine Potato on a Stick verschlungen, die frischesten Chips, die es geben kann. Ein paar Stunden erkundeten wir das Gelände bevor es wir 19:45 unsere Plätze vor der großen Bühne einnahmen. Dann begannen die Chuckwagon-Races. Je vier Planwagen pro Rennen mit vier eingespannten Pferden und zwei Outriders laufen bestenfalls mit einer neuen Rekordgeschwindigkeit um den Sieg. Insgesamt gibt es neun Rennen pro Abend.
Chuckwagonraces
Diese Tradition lässt sich von der Kultur der Cowboys ableiten und so bilden diese Rennen ein Highlight in der Eveningshow der Stampede. Dann folgt eine kleine Pause. Derweil stellten Marc und Caren fest, dass ganz in der Nähe unserer Plätze ein paar Bekannte von ihnen sitzen mussten und so kam es dazu, dass sie sich neben uns die Grandstandshow, die anschließend folgte, anschauten.

Die Show war einfach nur überwältigend. Letztes Jahr dachte ich, dass man etwas dieser Art und dieses Ausmaßes nur einmal im Leben erleben wird. Diese Vermutung sollte sich allerdings als falsch herausstellen, da wir ja dieses Jahr extra wieder Tickets gebucht hatten. Die Grandstandshow dieses Jahres bestand vor allem daraus, verschiedenste Musikrichtungen darzustellen. Elemente der Show sind beispielsweise Singen, Tanzen, Akrobatik und und und…
Unterstützt von einem riesigen Feuerwerk. Alles in allem war sie, wie letztes Jahr schon, einfach so überwältigend und unglaublich, dass man es nicht in Worten ausdrücken kann. Man weiß überhaupt nicht, wohin man schauen soll, weil so viele erstaunliche Darstellungen auf einmal auf der Bühne und in der Luft über den Zuschauerrängen passieren. Auch auf Bildern oder Videos ist es wahrscheinlich unmöglich, zu zeigen, wie großartig diese Show ist und was für eine Stimmung und Aufregung dadurch zu verspüren ist.
Da die Show bis in die Nacht geht, kamen wir natürlich erst sehr spät wieder zurück und zum Schlafen. Beste Voraussetzung für den ersten Arbeitstag meines Praktikums. Morgens aßen wir schnell Frühstück, Marc fuhr Caren und mich zum Bahnhof und von da aus ging es für uns beide mit der C-Train nach Downtown. Das ist mein morgendlicher Ablauf für die nächsten 3 Wochen hier. Nun ging meine Arbeit im Visitor Information Centre los. Meine erste Aufgabe war es, die Racks, also die Regale für die Broschüren aufzufüllen. Im Laufe der Zeit trafen neben Caren und mir noch die Volunteerin Kim und die Sommerstudentin Mikki ein, die ich schon am Freitag bei der Parade kennengelernt hatte. Hauptsächlich hörte ich an meinem ersten Arbeitstag bei den Beratungen der anderen zu, um erst einmal ein Bild von den Aufgaben zu bekommen. In der Mittagspause wollten Caren und ich eigentlich ein wenig in der Stadt bummeln, doch plötzlich schüttete es wie aus Eimern und so bekam ich immerhin eine Vorstellung davon, wie heftig es in der Zeit vor der Flut pausenlos und tagelang geregnet hatte. Wir versuchten, eine Straße zu überqueren und waren dabei schon von Kopf bis Fuß komplett nass. Zeitgleich trafen wir allerdings durch Zufall auf die Volunteerin JoAnn, mit der ich in ein paar Tagen ebenfalls zusammenarbeiten werde. Durch diese kurzfristige Begegnung entschieden Caren und ich uns, nicht nach draußen zu gehen, sondern über das +15 Wegesystem der Stadt zum Calgary Philharmonic Orchestra zu gelangen. Dort musste Caren etwas wegen ihrer Konzertkarten absprechen, bevor wir zum Mittag im Baraka Pizza essen gingen. Nach unserer Pause sprach Caren mit einer weiteren Interessentin am Volunteering, während ich wie bisher meinen Kollegen zuhörte. Bereits am ersten Tag bekam ich mit, dass die Kunden vier Fragen stellen, die immer und immer wieder kehren:
1.      Are there any washrooms in here?
2.      Where can I go up to the tower? (Es stehen bzw. Hängen 2 große Schilder vor dem Tresen, die die Richtung zum Tower anzeigen…^^)
3.      Where did you buy those shirts? (Gemeint sind die Hell or High Water – Shirts der Stampede, die wir als Arbeitsuniform die Woche über getragen haben…)
4.      Can you tell me something about what I can do in Calgary?
Somit war mein erster Tag in der Tourist-Information schon sehr lehrreich. Um 17 Uhr haben Caren und ich Feierabend gemacht    und liefen zur Bahnstation zwei Blöcke zurück und Marc holte uns an     der letzten Haltestelle wieder ab. Abends haben wir noch angefangen, den Film The Hobbit zu schauen, bevor wir schlafen gingen.
Mein Dienstag fing genauso wie der Montag an: Aufstehen, Frühstücken, Autofahren, Bahnfahren, Racks-Füllen. Allerdings durfte ich auch schon meine ersten Kunden im VIC alleine beraten. Über den Tag waren noch zwei Kollegen da, die ich bisher noch nicht kennengelernt hatte, mit denen ich aber ebenfalls super klarkomme.  Zum einen lernte ich die Festangestellte Ann kennen und zum anderen die Volunteerin Debbie, welche auch erst seit ein paar Monaten hier arbeitet. Zur Mittagspause sind Caren und ich aufs Dach des Aspen-Gebäudes gegangen, zu welchem der Tower gehört. Dort fand anlässlich der Stampede eine Rooftop- Privatparty mit kostenlosen Essen für alle Mitarbeiter des gesamten Hauses statt, wobei ich natürlich gleich noch ein paar Leute kennenlernte. Da Caren an dem Tag wegen eines Arztbesuches schon ein bisschen früher Schluss machen musste, fuhr ich nach meinem Feierabend alleine mit Bahn und Bus zurück und traf Caren und Marc schließlich an der Market Mall. Dort habe ich einen riesigen und total leckeren Crêpes gefüllt mit Erdbeeren, Sahne und Vanille-Pudding gegessen. Dadurch war abends allerdings auch kein Platz mehr für ein normales Abendbrot und ich bin relativ früh ins Bett gegangen.
Wie es sich herausstellte, war dies eine grandiose Entscheidung, denn der nächste Tag sollte anstrengend werden… Es war der erste Tag, an dem ich wirklich fast durchgehend Kunden beraten habe und zwar auf Deutsch und Englisch. Das hat auch insgesamt total Spaß gemacht, aber am Ende meiner Schicht war ich fix und fertig. Eine sehr lustige Kunden fragte mich nach der Zipline und ob das denn auch Frauen machen könnten. Als ich meinte, ich hätte es auch getan, antwortete sie mit folgendem Satz: “But you´re a child and I´m an old woman.“ Was beides nicht wirklich zutraf, aber wir beide mussten lachen und zum Schluss konnte ich sie doch noch davon überzeugen, es einfach selbst einmal auszuprobieren. Des Weiteren berieten Caren und ich zusammen eine mexikanische Kundin, welche letztes Jahr schon einmal da war und nun für ein paar Wochen mit ihrer Tochter in der Stadt ist. Obwohl sie hervorragend Englisch verstand, bestand sie darauf mich ein paar Sätze auf Spanisch reden zu hören und so bestand mein Tag aus einem Mischmasch was die Sprachen betrifft. In unserer Mittagspause bummelten wir durch den Stephen Avenue Walk und durch den TD Square, wobei mir Caren auch die Devonian Gardens zeigte. Danach ging es mit Beratungen über Beratungen weiter. Für mich ist es total interessant und auch spannend jeden Tag mit anderen Leuten aus so vielen unterschiedlichen Ländern sprechen zu können. Durch die verschiedenen Sprachen brauche ich aber auch wirklich Konzentration für meine täglichen acht Stunden Arbeit und so war ich um 17 Uhr total erledigt. Eigentlich hatten Caren, Marc und ich noch vor, am Mittwoch ein weiteres Mal auf den Stampede-Ground zu gehen, denn durch die Stampede-Parade hatten wir für jeden Teilnehmer noch eine Freikarte bekommen. Durch unsere aller Müdigkeit waren wir allerdings kurz davor, den Plan zu känzeln. Wir hätten dann jedoch gar keine Chance mehr gehabt, auf das Gelände zu gelangen. Also entschieden wir uns dafür, das durchzusetzen und spazierten noch ein wenig durch den Rummel. Dabei bekam ich nach einigen Suchens sogar 27 Cookies für nur acht Dollar. Wir waren eigentlich in dem Vorhaben gekommen uns die JetSki-Show anzuschauen, aber dafür standen geschätzte Tausend Leute quer über das gesamte Gelände an und so viel Geduld konnte niemand von uns aufbringen. Anstelle dessen, liefen wir weiter etwas ziellos bei einer unglaublichen Hitze herum und kamen dann zum Agriculture-Centre. Dort bekamen wir nicht nur ein paar Lämmer, Lamas, Esel und Bullen zu Gesicht, sondern auch ein Tag alte kleine Küken. Da wir anscheinend sehr interessiert gewirkt haben müssen, wurden wir von den zugehörigen Leuten gefragt, ob wir mal eines davon streicheln wollen. Das süße Kleine war soooooo flauschig und vor allem für Caren war dies die Erfüllung eines Lebenstraumes. Zudem sahen wir auch noch kleine schlafende Ferkel, die ebenfalls total niedlich waren. Anschließend hörten wir kurz bei einer Pferde-Auktion zu und schlenderten ein wenig weiter, bis wir in die Nähe der Rennbahn und Bühne für die Abendshow kamen. Durch einen Zaun konnten wir sogar das erste Planwagen-Rennen zur Demonstration sehen und warteten deshalb dort eine kurze Weile. In unserer Nähe stand auch eine wunderschöne Kutsche, die von Heavy Horses in ein paar Minuten zur Eröffnung der Veranstaltung in die Show gezogen werden sollte. Davor stand ein Reiter auf einem schön gefleckten Pferd und ich fragte, ob ich ein Foto mit ihm machen könnte, was natürlich überhaupt kein Problem darstellte. Im Gegenteil, er bestand auch noch darauf, dass ich ein Foto von ihm, Marc und Caren machte. So ergab sich ein kleines Gespräch und Caren stellte fest, dass der Reiter mit demselben Pferde am Freitag mit uns in der Parade gewesen war. Plötzlich holte der Mann drei Vip-Tickets für die Barn, also für die Scheunen der Rennpferde, heraus und schenkte sie uns. Wir waren total außer uns vor Freude, da nur wenige bestimmte Personen eine beschränkte Anzahl von 40 solchen Pässen zur Verfügung hatten und wir nun drei ergattert hatten. Also warteten wir weiterhin am Zaun und wollten nach den Chuckwagon-Races die Ställe besuchen. Dieser Plan hielt allerdings nur so lange an, bis derselbe Mann zu uns geritten kam und sich wunderte, dass wir gar keine Eintrittskarten für die Show hatten. Also griff er zum wiederholten Mal in seine Tasche und drückte uns VIP-Tickets für die Eveningshow in die Hand. So fanden wir uns kurze Zeit später völlig überrumpelt mit Karten für die Planwagenrennen und die Grandstandshow (wofür wir am Sonntag noch einiges an Geld bezahlt hatten und ich letztes Jahr schon dachte, das wäre eine once-in-life-experience)  und für die Barns ganz vorne in der ersten Reihe an der Rennbahn wieder. Also verfolgten wir die Rennen so nah wie nur möglich und schauten uns anschließend die Scheunen an, wo die Chuckwagon-Fahrer mit ihren Bekannten und Verwandten bei den Pferden den Abend ausklingen ließen. Caren und ich wollten ein Foto von uns beiden machen, wobei einer der Fahrer uns fragte, ob er uns nicht fotografieren solle… Die gesamte Situation war auch nur ein ganz ganz kleines bisschen verwirrend und verrückt… Die Grandstandshow über standen wir in dem Stehbereich gleich vor der Bühne und bekamen die Darsteller dadurch unglaublich nah zu Gesicht.
Grandstand zum 2.
 Teil der Show war ja auch der Stargeiger, den Caren und Marc persönlich vom Orchester kannten und so hatte ich die Gelegenheit mit ihm nachdem er von seinem ersten Auftritt von der Bühne kam und bevor er für seinen zweiten wieder auf die Bühne musste zu reden.
Dabei schloss sich auch einer der indianischen Tänzer an. Bei dem Gespräch stellte sich heraus, dass jener schon letztes Mal bei der Show dabei war und auf dem großen, leuchtenden Vogel damals über das Publikum geflogen ist. Dieses gesamte Erlebnis war total unglaublich. Durch die Extra-Tickets dauerte unser Tag natürlich auch wieder bis in die Nacht und das, obwohl ich schon Nachmittgas nach der Arbeit so erschöpft war. Caren und ich haben allerdings festgestellt, dass schlafen überbewertet wird und es wäre einfach unmöglich gewesen, die VIP-Pässe abzulehnen und so ein überwältigendes Ereignis zu verpassen. Als wir dann mitten in der Nacht auf dem Weg nach Hause waren, mussten wir allerdings noch einmal kurz anhalten, da am Himmel Nordlichter zu sehen waren und ich so noch ein weiteres seltenes Erlebnis hatte.   
Durch die überaus kurze Nacht war ich den nächsten Tag bei der Arbeit verständlicher Weise wirklich unaufmerksam und überhaupt nicht in der Lage, irgendetwas Neues aufzunehmen. Deshalb begnügte ich mich auch damit, wieder mehr bei den anderen zuzuhören, als selbst mit Kunden zu sprechen. Mittlerweile bin ich aber soweit, dass ich selbst die jüngste und am schnellsten sprechende Kollegin (Mikki) verstehe, was mir immerhin etwas Motivation für den Tag brachte. Caren und ich waren in der Arbeitszeit einmal kurz am Olympic Plaza, wo anlässlich der Stampede Fluor-Rope-Square mit Line-Dance stattfand, um die immer häufiger auftauchenden Fragen danach beantworten zu können.
Fluor-Rope-Square at Olympic Plaza
Da Caren natürlich gleich gute Laune bekam und mittanzen wollte, knickte sie erst einmal heftig mit dem Fuß um. In unserer Mittagspause haben wir dann eine kleine City-Tour gemacht. Dabei liefen wir vom Tower aus zum höchsten Gebäude der Stadt mit dem Namen Bow und einem großen vergitterten weißen Kopf davor zum alten und neuen Rathaus und wieder zurück zur Arbeit im Center. Nach der Arbeit fuhren wir mit Marc den Wohnwagen abholen, damit wir Freitag zum Campen fahren können. Wieder zu Hause machte ich mich erst einmal ans Packen für das Wochenende und derweil besuchte uns eine Nachbarin von Caren und Marc. Sie bekam von uns eine typisch Berliner Currywurst, was sie so nicht kannte und gleich zu ihrem Lieblingsessen kürte. Später kam auch noch ihr Mann dazu und, obwohl alle daran interessiert waren, sich mit mir zu unterhalten, ging ich sofort nach dem Burger-Essen ins Bett. Ich war einfach so erschöpft und müde und hatte kein bisschen Konzentration mehr um auch nur ein weiteres Wort auf Englisch zu verstehen.
Am Freitag fühlte ich mich wieder etwas fitter und so beriet ich auch wieder alleine ein paar Kunden. Ein etwas älterer Mann war allerdings etwas muffelig gelaunt, da ich ja nun kein perfektes Englisch spreche und er nur Fragen stellte, zu denen ich entweder nichts wusste oder bei denen meine Antwort ihn enttäuscht hatte. Davon ließ ich mich allerdings nicht weiter einschüchtern, denn kein anderer Tourist hatte bis jetzt mit mir ein Problem und mir macht die Arbeit im Visitor Centre echt Spaß.
Ausblick auf das Stampede-Gelände vom Tower
In meiner Pause bin ich mit Caren hoch auf den Tower zur Aussichtsplattform gefahren, von wo wir einen genialen Überblick über die ganze Stadt hat. Anschließend waren wir wieder im Baraka essen. Nach unserer Schicht fuhren wir mit der C-Train zum Zoo. Allerdings waren wir die einzigen Leute, die dort ausstiegen, da der Zoo momentan noch aufgrund der katastrophalen Flut geschlossen ist. Wir wurden dort von Marc mit dem Auto abgeholt.
Camping-Wochenende
Zu dritt fuhren wir nun ungefähr zwei Stunden weiter zum Tillebrook Campground. Dort angekommen wurden wir erst einmal von Mücken belagert, sodass wir so schnell wie nur möglich in den Trailer flüchteten. Abends aßen wir noch schön Nudeln und schauten dabei ein Stück The Hobbit weiter.
Am Samstagmorgen konnten wir endlich mal wieder so richtig lange ausschlafen. Danach gab es ganz gemütlich draußen Frühstück beim Lagerfeuer und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben S´mores gegessen. Mega lecker! Den Rest des Vormittages verbrachte ich mit Lesen.

Badlands
Dinosaurier-Knochen
Nachmittags fuhren wir in den Dinosaur Provincial Park in die Badlands. Die Landschaft dort ist einfach unglaublich und wurde durch alle möglichen Naturerscheinungen über die Jahre zu dem einzigartigen Landstück geformt, welches sie heute ist. Abends nahmen wir auch an einer sogenannten Sunset-Tour durch die Gegend teil. Dabei fuhren wir mit einer 12köpfigen Gruppe durch die Hoodoos und konnten uns die überwältigende Landschaft genauer ansehen und von einem Guide erklären lassen. Wo immer wir auch unsere Füße hinsetzten, konnten wir davon ausgehen, dass darunter gerade die Überreste eines Dinosaurier-Knochens waren. Caren konnte sogar einen Dino-Zahn finden. Ich bin noch nie einfach durch ein Gebiet gelaufen und habe dabei mal so nebenbei tausende gut erhaltende Knochen gefunden. Das war echt ein sonderbares Erlebnis.
Tags darauf hieß es erneut schön ausschlafen, frühstücken, Lagerfeuer machen und S´mores essen. Danach packten wir in Ruhe den Trailer zusammen und machten uns noch auf die Suche nach einem Geo-Cash, den ich dann auch relativ leicht im Geäst eines Busches entdecken konnte. Anschließend ging es zurück nach Cochrane mit Sebastian Sick als Unterhaltung im Radio. Wieder angekommen holten wir uns schnell eine Pizza und ich kam dazu mal ein wenig an diesem Blog zu schreiben, da hier einfach zu viel los und zu wenig Zeit ist. Abends waren Caren, Marc und ich noch bei den Nachbarn und ich beschäftigte ihre kleine neunjährige Tochter. Beziehungsweise sie beschäftigte mich mit Klatschspielen und Mario Kart auf der Wii.
Heute startete schon meine zweite Arbeitswoche. Also war die Entspannung wieder vorüber. Im Center passierte allerdings nichts sonderlich Erwähnenswertes und in der Pause waren wir nur kurz auf der Bank und saßen sonst auf dem Stephen Avenue Walk während wir uns Schokolade gönnten. Nach der Arbeit schauten wir ein paar Fotos der letzten Tage durch und auch Bilder von Caren und Marcs Umzug nach Kanada vor ein paar Jahren. Zwischendurch war ich einmal mit Navigationsgerät ausgestattet im Dorf Milch holen, damit ich mich auch ja nicht verlaufe.


Jenny