Mittwoch, 3. Juni 2015

Typisch Kanada



British Columbia 2015
Über vier Monate habe ich nun in BC verbracht - hauptsächlich auf Vancouver Island, in Vancouver & in Kelowna


Mittwoch, 13.05.2015 – Tag 316

Ich fokussiere mich momentan darauf, mein Auto zu verkaufen. Da das mit einem in Alberta registriertem Auto in British Columbia nicht so ganz einfach ist, ließ ich eine Out-Of-Province Inspektion durchführen, durch die mein liebes Auto leider durchfiel. Immerhin hat mir Sara etwas Hoffnung gegeben, da ihr Verlobter wahrscheinlich alles Nötige reparieren kann und vielleicht sogar jemanden kennt, der sich für den Kauf interessieren würde.

In der Bäckerei ist meist richtig viel los. Gerade zur Mittagszeit ist das Café überfüllt. Sobald die Lunchrush aber einmal vorüber ist, kommt kaum noch jemand zum Essen und deshalb muss fast jeden Tag mindestens einer von uns Bedienungen früher Feierabend machen. So war ich letzten Montag nach der Arbeit überhaupt nicht ausgelastet und hatte mir vorgenommen, ein wenig wandern zu gehen. Alle anderen mussten aber noch arbeiten und alleine war ich nicht in der Stimmung aufzubrechen. Abends entschied sich der Großteil der Leute im Hostel dazu zum Strand zu gehen und so den Abend ausklingen zu lassen, zumal es sehr warm war. Wieder zurück im Hostel schauten wir uns einen Film an. Irgendwie ist es in den letzten Tagen aber immer so gewesen, dass Georg und ich die einzigen sind, die den Film dann auch zu Ende schauen. Anschließend blieben wir noch zwei weitere Stunden wach und bemerkten quatschend überhaupt nicht, wie die Zeit verging. Als wir uns um 2:00 Uhr nachts endlich schlafen legen wollten, bekam ich die Nachricht, dass es ein super Zeitpunkt wäre, um Nordlichter zu beobachten. Spontan machten wir uns mitten in der Nacht auf den Weg zum Knox Mountain. Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass wir auch hätten hochfahren können. Leider war der Park nachts natürlich gesperrt und so blieb uns nichts anderes übrig als den Berg hoch zu wandern. Ich war ja von meinem Arbeitstag sowieso nicht ausgelastet gewesen und da kam die Nachtwanderung ganz gelegen. Zum Glück kannte Georg so halbwegs den Weg im Dunkeln. Ich habe mich allerdings erst einmal mega erschrocken, da Rehe ganz in der Nähe waren und sich scheinbar auch ganz schön vor uns erschrocken hatten. Nach einer Weile haben wir den ersten Aussichtspunkt erreicht, der es uns erlaubte, Richtung Norden auf den See und die Berge schauen zu können, ohne dabei die Lichter der Stadt im Blickfeld zu haben. Über dem nächtlichen See konnten wir dann tatsächlich Aurora und Sternschnuppen sehen, was echt ein tolles Erlebnis war. Ich war sehr froh, dass wir nach der Aktion wirklich mit den Nordlichtern belohnt wurden waren und dadurch auch mal ganz schnell Sorgen wie um das Thema Auto vergessen konnten. Um vier Uhr nachts waren wir wieder im Hostel angekommen und ich war einfach nur erleichtert, den nächsten Tag frei zu haben.

Aurora über dem Okanagan Lake
Für diesen war eigentlich geplant mit Paula wandern zu gehen. Sie hatte dann kurzfristig leider doch keine Zeit und so hat sich Michelle mir spontan angeschlossen. Sie ist mittlerweile auch in unser kleines Zimmer gezogen. Zusammen fuhren wir zum Myra Canyon, eine der Hauptattraktionen von Kelowna und Umgebung. Auf dem Weg dorthin stand hinter einer Kurve ein Elch mitten auf der Straße, der sich weder von uns stören ließ, noch uns vorbei lassen wollte. Wir konnten es kaum fassen und mussten uns daran erinnern, dass wir in Kanada sind und das wahrscheinlich gar nicht mal so ungewöhnlich ist. Wir warteten erst nur ab und beobachten, bis schließlich zwei weitere Autos ankamen, die langsam an den Elch heranfuhren, bis dieser im Wald verschwand. Gewandert sind wir auf dem Kettle Valley Trail, auf dem einst die Eisenbahn entlang fuhr und von welchem noch einige Trassen übrig sind, die den Weg so besonders machen. So ging es über viele dieser Brücken und durch zwei beeindruckende Tunnel mit Blick auf den Canyon. Ungefähr drei Stunden lang waren wir unterwegs. 

Einmal mehr: Willkommen in Kanada!
 

Blick in den Myra Canyon
 

 
Mittwoch, 20.05.2015 – Tag 323

Im Hostel finden sich momentan immer mehr Deutsche ein. Mit Lukas haben Paula, Georg und ich es beispielsweise endlich mal geschafft bis zur Spitze des Knox Mountain zu wandern. Zuvor war ich ja nur ganz am Anfang hochgefahren und bei der Nachtwanderung waren wir nur auf halber Strecke unterwegs. Es war vielleicht nicht die beste Idee, den Berg in der Mittagssonne zu erklimmen, aber wir haben alle gut durchgehalten und wurden mit der tollen, mittlerweile schon etwas gewohnten Aussicht bei schönstem Wetter belohnt. Außerdem haben wir die Rehe wiederentdeckt, die mich am Montag zuvor so erschreckt hatten. 

Ziel erreicht - Knox Mountain
Die kleine deutsche Wandergruppe

Die Abende werden nun immer öfter am See oder auf dem Hosteldeck verbracht, da es hier definitiv schon Sommer ist und die meisten sogar schon ins Wasser gehen. Durch den Victoria Holiday am Montag, hatte ich am Wochenende endlich mal die Gelegenheit in Kelowna auszugehen. Kat, Dee, der Deutsche Stefan, die Iren Pat, James und Daniel und ich machten uns also auf den Weg nach Downtown, wo wir leider aufgrund der Massen in den ersten Club schon mal nicht reinkamen. Also liefen wir entlang der Marina auf der Suche nach etwas anderem, wobei wir einen Otter sichteten. Schließlich landeten wir im „Saphire“. Lange ausgehalten haben wir es dort allerdings nicht aufgrund der furchtbaren Musik und vielen aufdringlichen Indern. Später habe ich erfahren, dass beides etwas mit dem langen Wochenende zu tun gehabt haben sollte. Wer weiß. Kat, Stefan und ich liefen jedenfalls wieder zurück zum Hostel, wo ich auf Leute aus Schottland getroffen bin, mit denen man sich dann auch ganz gut unterhalten konnte. So war der Abend dann doch nicht so schlecht. Am Feiertag war ich mit Georg, Stefan und der ebenfalls deutschen Miriam wieder auf dem Weg am Mission Creek unterwegs, bis es auf einem Hang plötzlich nicht mehr weiter ging und wir umkehrten. 


Auf Arbeit ist letztens irgendwas in der Küche kaputt gegangen, wodurch die Köche rein gar nichts mehr an Essen zubereiten konnten. Das machte sich sehr super, da wir zu dem Zeitpunkt natürlich das gesamte Café voll hatten und alle auf ihre Bestellung warteten. Somit ergab es ein ganz schönes Durcheinander. Dennoch genieße ich meinen Job bei „Tripke´s“ immer noch sehr und bin traurig, dass ich Samstag schon meinen letzten Tag dort antreten werde. Meine letzten beiden Schichten im Hostel sind auch schon erledigt. Kat hat netter Weise eine Putzschicht für mich übernommen, damit ich Bilder zum Werben für das Hostel machen kann. 

Mein Arbeitsplatz in Kelowna


Donnerstag, 28.05.2015 – Tag 331

Endlich ist das Auto nach einem ganz schönem Hin und Her verkauft. Der Kollege von Saras Verlobten machte vor ein paar Tagen eine Probefahrt und entschied sich zum Kauf. Wegen der Versicherung war das allerdings gar nicht so einfach. Ich fuhr mit Honza aus Tschechien den nächsten Tag zu den Käufern, um alles zu regeln. Wie er mir später beichtete, hatte er nur die Hälfte des Gespräches verstanden, war aber dennoch eine große Entscheidungshilfe. Ich bekam eine Provision dafür, dass ich das Auto den nächsten Tag zur Arbeit fuhr und die Käufer im Laufe des Tages die Bremsen reparierten. Nach meinem Feierabend ging es abermals zur Inspektion und das Auto wurde endlich durchgelassen. Dennoch war die Spannung über den Kauf groß und nervenaufreibend. Schließlich sind die Käuferin und ich aber zur Versicherungstelle (im Supermarkt) gefahren,  in der sie das Auto neu zugelassen hat und ich es schließlich verkauft bekommen habe. Nach einigen Stunden war das Nummernschild also das einzige, was ich noch von meinem ersten Auto übrig habe. Es ist sehr ungewohnt, nicht mehr so flexibel zu sein, aber auf der anderen Seite steht mir nun nichts mehr im Weg, um mich auf nach Toronto zu machen. 

Erst genoss ich noch eine arbeitsfreie Woche in Kelowna. Nach der langen Zeit im Hostel  war ich dann allerdings doch mal etwas genervt davon, immer so viele Menschen um mich herum zu haben. Deshalb ging ich den einen Abend einfach mal alleine zum Okanagan Lake und machte mit dem Blick auf das Wasser bei Sonnenuntergang Yoga, was mir nach so einer langen Zeit echt richtig gut tat. 


Am Sonntag hat sich das Wetter mal so richtig ausgeregnet, was hier wirklich unüblich ist. Zuvor hatte ich in den ganzen Wochen erst einen Regentag in Kelowna erlebt. Also machte ich einen richtigen Gammeltag und ging nur abends mit Kat ins Kino zum Film „Water Diviner“. Kat sieht mir mittlerweile auch an, dass es wirklich Zeit für mich ist zu gehen, so sehr mit die Stadt auch gefällt. Deshalb entschied ich mich kurz darauf meinen Flug nach Toronto zu buchen und noch ein letztes Mal in die Bäckerei zum Verabschieden zu gehen, wo ich mich noch eine Stunde lang mit Stammgast Walter und den Mädels unterhielt. Am gleichen Tag kam Paulas Freund Philip aus Bayern angereist. Paula und er sind ein paar Tage im Hostel geblieben, bevor sie in die Rockies aufgebrochen sind. Mir fiel der Abschied von Paula nicht gerade leicht, da sie von Anfang an mit mir hier in Kelowna war und mir die Freundschaft zu ihr echt wichtig geworden ist. Zum Abschied gingen wir drei schön essen. Gerade, da Philips Dialekt für mich echt ungewohnt ist, wurde es ein sehr lustiger Abend. Mit den beiden ging es auch noch ein letztes Mal in die Orchard Park Mall, in der Paula und ich bestimmt jede bis jede zweite Woche einmal waren. Dort haben wir für das große Hostelgrillen am Abend eingekauft. Das Grillen wurde zu einem weiteren schönen Sommerabend auf dem Deck. 

Als hätten sie alle tagelang nichts mehr zu Essen bekommen ;)
Nachdem Paula und Philip gefahren waren, machten Kat und ich den Farmers Market unsicher, den ich ganz am Anfang schon einmal besucht hatte. Mit packen und „Pretty Woman“ schauen war der Tag auch relativ schnell vorüber. Trotzdem kam ich noch mit Georg, Miriam und einer Freundin von ihnen mit zum Bowlen. 

Gestern fuhr ich mit Kat in die Tourist Information, um das Hostel etwas mehr zu vermarkten und die Gäste auch etwas mehr über die Attraktionen der Stadt wissen zu lassen. Da es so super warm war, entschied ich mich dazu anschließend zum Strand zu gehen und so war ich mit Georg das erste Mal richtig im See baden. Es war sogar echt wärmer als erwartet. Abends kamen Michelle, Val, Kat, Dee, Honza, Matt, Amelie, Pat, James und Dan anlässlich meines letzten Abends in der Stadt nochmal mit zum See und so hatte ich in einer lustigen und sehr internationalen Runde noch eine schöne Verabschiedung. 


 

Ich würde behaupten, dass gerade die letzten paar Wochen hier wirklich typisch kanadisch waren: Canyon, Berge, Seen, Nordlichter, Begegnungen mit Wildlife beim Wandern und vor allem viele freundliche Menschen von überall her, eh?


Samstag, 30.05.2015 – Tag 333

Der Abschied aus Kelowna fiel mir so gar nicht leicht. Aber so ist das eben beim Reisen. Man ist immer unterwegs und lernt immer neue Leute kennen. Georg brachte mich zum Flughafen und mit dem kleinsten Passagierflieger, in dem ich je gesessen habe, ging es nach Vancouver. Ich hatte einen wundervollen Ausblick auf den Okanagan Lake bei Sonnenuntergang und war froh, solch eine wundervolle Zeit gehabt zu haben. In Vancouver gab es ein ganz schönes Durcheinander, da der Flieger, der mich nach Toronto brachte, so gar nicht klein war und dementsprechend auch unzählige Leute im Warteraum saßen. Heute Morgen kam ich etwas übermüdet in Toronto an. Das Hostel ist dreimal größer und unpersönlicher als in Kelowna und die anderen Hostels, in denen ich bisher in Kanada untergekommen war. Die Wände sind einfach nur weiß, ohne jegliche schönen Sprüche. Viel habe ich noch nicht unternommen, da ich zu allererst meinen Schlaf nachgeholt habe. Abends gab es jedoch ein schönes gratis Barbeque für alle Gäste, wo ich schon ein paar nette Leute kennenlernte. Ich bin gespannt, was mich in der größten Stadt Kanadas so erwartet. 

Jenny

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