Mittwoch, 1. Juli 2015

Wale zwischen Ebbe und Flut



Donnerstag, 25.06.2015 – Tag 359

Die Quebecoise sind schon ein außergewöhnliches Völkchen. Englisch können sie zumeist nicht und wenn doch, dann wollen sie es zumeist nicht sprechen. Wenn ich schon besser Französisch spreche als der Frankokanadier Englisch, dann muss das schon echt was heißen. Die Straßenmusiker spielen die volkstümliche Musik wie die, die Val im Hostel immer abgespielt hat. Wären wir noch einen Tag länger in der Provinz geblieben, wäre es garantiert sehr interessant gewesen, den Feiertag der Provinz mitzuerleben. Ein bisschen hat mich Quebéc an Bayern erinnert. Es ist einfach ein sehr traditionsbewusster Teil des Landes, der irgendwie mehr als Ausland als als Provinz wirkt. Die Landschaft ist sehr hügelig und ähnlich bewaldet wie in Ontario. Dafür sind die Bäume höher und dunkler. Meist sind es Nadel- oder Ahornbäume. In Quebéc wird nämlich der meiste Ahornsirup gewonnen und hergestellt. Auf unserem Campingplatz nahe Quebéc City gab es eine kleine Lehrstunde im Sugarcheck, wo das Ahornwasser verarbeitet wird. Außerdem haben wir uns abends Tretboote ausgeliehen und waren damit auf dem nahegelegenen See unterwegs. Eine Entenfamilie miz ganz Jungen ist uns dabei hinterhergeschwommen. Wir hatten allerdings öfter das Gefühl gleich umzukippen, da wir uns den See mit Motorbooten teilten, die ordentlich Wellen machten. Dafür konnten wir die Tricks der Jet Skies bewundern, die an den Booten hingen.


Am Tag darauf erkundeten wir die Innenstadt von Quebéc City zu Fuß. Wir aßen leckere Crepes, sahen ein Kreuzfahrtschiff am Hafen und liefen auf den Mauern der Altstadt. Im Winter wirkte die Stadt allerdings noch viel romantischer. Dafür hatte ich nun etwas von der Alley, in welcher Künstler ihre Gemälde zum Verkauf aufhängen, in der im Winter natürlich nichts zu sehen war. Weiter ging es zu den Montmorency Falls. Dieser war im Vergleich zu vor fünf Monaten nun nicht mehr gefroren und so stürzten einige Wassermassen die Klippe hinunter. Es ist ziemlich unwirklich, dass man dort schon einmal fröhlich langgeschlittert ist und alles mit Schnee und Eis bedeckt war.

Petit Champlain im Sommer
auf den Mauern von Quebéc City
Montmorency Falls

Auf unserer Weiterfahrt durch die Provinz hielten wir im kleinen aber feinen Künstlerort Baie St. Paul. Von dort aus ging es immer am St. Lawrence River entlang. Auf der Fahrt habe ich mir eingebildet schon einige Wale von der Straße gesehen zu haben, aber das war wohl eine optische Täuschung des Meeres. Ganz nach dem Motto, wenn ich etwas sehen will, dann sehe ich es auch. Einbilden kann ich mir sowas ja gut (Ich erinnere nur an eine gewisse Eule). In Baie St. Catherine gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man angeblich super Wale beobachten kann. Allerdings traf das leider nicht für uns zu. Wir nahmen die kleine Fähre nach Tadoussac, einem Hafenstädtchen. Von ein paar Steinfelsen sichteten wir sogar einen Minke und ein paar Belugawale. Diese von der Küste aus zu sehen war schon sehr imposant. Demzufolge freute ich mich mit relativ hoher Erwartung auf die für den nächsten Tag geplante Whale Watching Tour. Leider war diese nicht halb so aufregend wie gedacht. Abgesehen von einem Wal, der ganz plötzlich einmal vor dem Boot auftauchte, sahen wir nichts, was wir nicht vom Ufer aus hätten sehen können. Immerhin kamen wir noch zu einem Leuchtturm relativ weit von der Stadt entfernt ist und auf einmal auf dem Nebel auftauchte, wie der Eisberg vor der Titanic. Insgesamt war die Fahrt also etwas enttäuschend für mich. Interessant war allerdings, dass sich das Wasser bei unserer Wiederkehr in den Hafen durch die Gezeiten schon ein ganzes Stück zurückgezogen hatte und so eine komplett andere Landschaft entstanden war. Selbst als wir dann die Fähre über den St. Lawrence River genommen haben, haben wir dreimal mehr Belugawale in der Ferne gesehen als von dem Touriboot.

ein Minkewal im Saguenay River
Haut-fond Prince Lighthouse im Nebel
zwei Belugawale von der Fähre aus gesichtet
Vom anderen Ufer des Stromes ging es über die Grenze von Quebéc nach New Brunswick. Ich hatte keine wirkliche Vorstellung von dieser Provinz, aber nach den letzten Tagen schätze ich die Landschaft als schönste ein, die wir bisher mit dem Wohnmobil durchquert haben. (Aber schauen wir erst einmal wie mir Prince Edward Island nachher gefällt.) Nun habe ich nur fünf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland und sogar fast genauso viel nach Vancouver. Erstmal fuhren wir von Norden bis Süden quer durch die Provinz. In New Brunswick steht am Highway nach jedem Kilometer ein Warnschild vor Elchen, allerdings wurde dieser uns vorenthalten. Einen Stopp haben wir in der Stadt St. Johns gemacht, wo wir uns allerdings aufgrund des schlechten Wetters nicht allzu lange aufhielten. So besuchten wir nur die Markthalle und ich musste langsam mal mein kanadisches Konto auflösen.

Die letzten beiden Tage haben wir am Bay of Fundy verbracht. In der Stadt Alma, durch die ich an die zwei herzlichen Almas aus Chilliwack erinnert wurde, liefen wir bei Ebbe ziemlich weit am Strand hinaus. Dabei findet man so allerhand angespülte Dinge, wie mit Algen und Muscheln bedeckte Steine. Am Hafen der Kleinstadt liegen die Boote bei Ebbe auf  dem Meeresgrund. Ein paar Stunden später schwammen diese wieder normal im Wasser als wäre nichts gewesen. Die Flut kam soweit, dass nur noch ein sehr, sehr schmaler Strandabschnitt freiblieb und die komplette Fläche auf der wir kurz zu vor gelaufen waren, überschwemmt war. Das ist schon wirklich ein faszinierender Prozess der Natur, die einen und denselben Ort auf zwei verschiedene Weisen komplett anders aussehen lässt. Zum Mittag hat Mama ihr Experiment „Ich esse einen Hummer“ durchgeführt, da die Gegend genau dafür bekannt ist.

Ebbe in Alma
Cape Enrage Lighthouse


Nachmittags fuhren wir in den Fundy Nationalpark. Eigentlich hatten wir vor die etwas größere Wanderung zu einer alten Mine zu machen. Da der Weg durch das starke Unwetter in der Nacht zuvor jedoch unbegehbar war, mussten wir auf zwei kleinere Wanderungen ausweichen. Diese führten uns durch den Wald zum Strand und an Aussichtspunkten auf die Küste. Das Küstengestein hat eine ähnliche Färbung wie der Red Rock Canyon in Waterton. Zudem kamen wir zu einer der überdachten Brücken, die Wahrzeichen für New Brunswick sind. Der zweite Weg brachte uns immer am Bach entlang zu den Dickson Falls.

Im Fundy Nationalpark


Vom Nationalpark aus fuhren wir vorbei an einem Leuchtturm zu den Hopewellrocks. Das sind Gesteinsformen, die ähnlich wie die Hoodoos is Alberta unten abgetragen worden sind und dadurch an einen Pilz oder Sockel erinnern. Nur erhielten sie in dem Fall nicht durch Wind, sondern durch das Wasser ihre Form. Am Bay of Fundy kann man nämlich den größten Gezeitenunterschied der Welt beobachten. So stand das Wasser bei unserer Ankunft abends zwischen den Steinen. Als wir am nächsten Morgen wieder dort waren, war es Kilometer weit weg und eine riesige Schlammfläche war zum Vorschein gekommen. Wir konnten also trockenen Fußes zwischen den Hopewellrocks entlang laufen, was ziemlich beeindruckend war. Die Steine sind riesig und haben alle ihre ganz individuelle Form.

Flut zwischen den Flowerpot Rocks
Gegensatz dazu: Ebbe zwischen den Flowerpot Rocks
ein einziges Schlammfeld sobald das Wasser weg ist
Jenny zum Größenvergleich mit den Steinen


Unsere letzte Station in New Brunswick war das Dorf Shediac, in dem die weltgrößte Hummer-Skulptur vorzufinden ist, was mal wieder einer dieser typischen Rekorde Kanadas ist.

Jenny

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen