Donnerstag, 25.06.2015 – Tag 359
Die Quebecoise sind schon ein
außergewöhnliches Völkchen. Englisch können sie zumeist nicht und wenn doch,
dann wollen sie es zumeist nicht sprechen. Wenn ich schon besser Französisch
spreche als der Frankokanadier Englisch, dann muss das schon echt was heißen.
Die Straßenmusiker spielen die volkstümliche Musik wie die, die Val im Hostel
immer abgespielt hat. Wären wir noch einen Tag länger in der Provinz geblieben,
wäre es garantiert sehr interessant gewesen, den Feiertag der Provinz mitzuerleben.
Ein bisschen hat mich Quebéc an Bayern erinnert. Es ist einfach ein sehr
traditionsbewusster Teil des Landes, der irgendwie mehr als Ausland als als
Provinz wirkt. Die Landschaft ist sehr hügelig und ähnlich bewaldet wie in
Ontario. Dafür sind die Bäume höher und dunkler. Meist sind es Nadel- oder
Ahornbäume. In Quebéc wird nämlich der meiste Ahornsirup gewonnen und
hergestellt. Auf unserem Campingplatz nahe Quebéc City gab es eine kleine
Lehrstunde im Sugarcheck, wo das Ahornwasser verarbeitet wird. Außerdem haben
wir uns abends Tretboote ausgeliehen und waren damit auf dem nahegelegenen See
unterwegs. Eine Entenfamilie miz ganz Jungen ist uns dabei
hinterhergeschwommen. Wir hatten allerdings öfter das Gefühl gleich umzukippen,
da wir uns den See mit Motorbooten teilten, die ordentlich Wellen machten.
Dafür konnten wir die Tricks der Jet Skies bewundern, die an den Booten hingen.
Am Tag darauf erkundeten wir die
Innenstadt von Quebéc City zu Fuß. Wir aßen leckere Crepes, sahen ein
Kreuzfahrtschiff am Hafen und liefen auf den Mauern der Altstadt. Im Winter
wirkte die Stadt allerdings noch viel romantischer. Dafür hatte ich nun etwas
von der Alley, in welcher Künstler ihre Gemälde zum Verkauf aufhängen, in der
im Winter natürlich nichts zu sehen war. Weiter ging es zu den Montmorency
Falls. Dieser war im Vergleich zu vor fünf Monaten nun nicht mehr gefroren und
so stürzten einige Wassermassen die Klippe hinunter. Es ist ziemlich
unwirklich, dass man dort schon einmal fröhlich langgeschlittert ist und alles
mit Schnee und Eis bedeckt war.
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Petit Champlain im Sommer |
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auf den Mauern von Quebéc City |
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Montmorency Falls |
Auf unserer Weiterfahrt durch die
Provinz hielten wir im kleinen aber feinen Künstlerort Baie St. Paul. Von dort
aus ging es immer am St. Lawrence River entlang. Auf der Fahrt habe ich mir
eingebildet schon einige Wale von der Straße gesehen zu haben, aber das war
wohl eine optische Täuschung des Meeres. Ganz nach dem Motto, wenn ich etwas
sehen will, dann sehe ich es auch. Einbilden kann ich mir sowas ja gut (Ich
erinnere nur an eine gewisse Eule). In Baie St. Catherine gibt es einen
Aussichtspunkt, von dem man angeblich super Wale beobachten kann. Allerdings
traf das leider nicht für uns zu. Wir nahmen die kleine Fähre nach Tadoussac,
einem Hafenstädtchen. Von ein paar Steinfelsen sichteten wir sogar einen Minke
und ein paar Belugawale. Diese von der Küste aus zu sehen war schon sehr
imposant. Demzufolge freute ich mich mit relativ hoher Erwartung auf die für
den nächsten Tag geplante Whale Watching Tour. Leider war diese nicht halb so
aufregend wie gedacht. Abgesehen von einem Wal, der ganz plötzlich einmal vor
dem Boot auftauchte, sahen wir nichts, was wir nicht vom Ufer aus hätten sehen
können. Immerhin kamen wir noch zu einem Leuchtturm relativ weit von der Stadt
entfernt ist und auf einmal auf dem Nebel auftauchte, wie der Eisberg vor der
Titanic. Insgesamt war die Fahrt also etwas enttäuschend für mich. Interessant
war allerdings, dass sich das Wasser bei unserer Wiederkehr in den Hafen durch
die Gezeiten schon ein ganzes Stück zurückgezogen hatte und so eine komplett
andere Landschaft entstanden war. Selbst als wir dann die Fähre über den St.
Lawrence River genommen haben, haben wir dreimal mehr Belugawale in der Ferne
gesehen als von dem Touriboot.
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ein Minkewal im Saguenay River |
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Haut-fond Prince Lighthouse im Nebel |
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zwei Belugawale von der Fähre aus gesichtet |
Vom anderen Ufer des Stromes ging
es über die Grenze von Quebéc nach New Brunswick. Ich hatte keine wirkliche
Vorstellung von dieser Provinz, aber nach den letzten Tagen schätze ich die
Landschaft als schönste ein, die wir bisher mit dem Wohnmobil durchquert haben.
(Aber schauen wir erst einmal wie mir Prince Edward Island nachher gefällt.) Nun
habe ich nur fünf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland und sogar fast genauso
viel nach Vancouver. Erstmal fuhren wir von Norden bis Süden quer durch die
Provinz. In New Brunswick steht am Highway nach jedem Kilometer ein Warnschild
vor Elchen, allerdings wurde dieser uns vorenthalten. Einen Stopp haben wir in
der Stadt St. Johns gemacht, wo wir uns allerdings aufgrund des schlechten
Wetters nicht allzu lange aufhielten. So besuchten wir nur die Markthalle und
ich musste langsam mal mein kanadisches Konto auflösen.
Die letzten beiden Tage haben wir
am Bay of Fundy verbracht. In der Stadt Alma, durch die ich an die zwei
herzlichen Almas aus Chilliwack erinnert wurde, liefen wir bei Ebbe ziemlich
weit am Strand hinaus. Dabei findet man so allerhand angespülte Dinge, wie mit
Algen und Muscheln bedeckte Steine. Am Hafen der Kleinstadt liegen die Boote
bei Ebbe auf dem Meeresgrund. Ein paar
Stunden später schwammen diese wieder normal im Wasser als wäre nichts gewesen.
Die Flut kam soweit, dass nur noch ein sehr, sehr schmaler Strandabschnitt
freiblieb und die komplette Fläche auf der wir kurz zu vor gelaufen waren,
überschwemmt war. Das ist schon wirklich ein faszinierender Prozess der Natur,
die einen und denselben Ort auf zwei verschiedene Weisen komplett anders aussehen
lässt. Zum Mittag hat Mama ihr Experiment „Ich esse einen Hummer“ durchgeführt,
da die Gegend genau dafür bekannt ist.
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Ebbe in Alma |
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Cape Enrage Lighthouse |
Nachmittags fuhren wir in den
Fundy Nationalpark. Eigentlich hatten wir vor die etwas größere Wanderung zu
einer alten Mine zu machen. Da der Weg durch das starke Unwetter in der Nacht
zuvor jedoch unbegehbar war, mussten wir auf zwei kleinere Wanderungen
ausweichen. Diese führten uns durch den Wald zum Strand und an Aussichtspunkten
auf die Küste. Das Küstengestein hat eine ähnliche Färbung wie der Red Rock
Canyon in Waterton. Zudem kamen wir zu einer der überdachten Brücken, die
Wahrzeichen für New Brunswick sind. Der zweite Weg brachte uns immer am Bach
entlang zu den Dickson Falls.
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Im Fundy Nationalpark |
Vom Nationalpark aus fuhren wir
vorbei an einem Leuchtturm zu den Hopewellrocks. Das sind Gesteinsformen, die
ähnlich wie die Hoodoos is Alberta unten abgetragen worden sind und dadurch an
einen Pilz oder Sockel erinnern. Nur erhielten sie in dem Fall nicht durch
Wind, sondern durch das Wasser ihre Form. Am Bay of Fundy kann man nämlich den
größten Gezeitenunterschied der Welt beobachten. So stand das Wasser bei
unserer Ankunft abends zwischen den Steinen. Als wir am nächsten Morgen wieder
dort waren, war es Kilometer weit weg und eine riesige Schlammfläche war zum
Vorschein gekommen. Wir konnten also trockenen Fußes zwischen den Hopewellrocks
entlang laufen, was ziemlich beeindruckend war. Die Steine sind riesig und
haben alle ihre ganz individuelle Form.
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Flut zwischen den Flowerpot Rocks |
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Gegensatz dazu: Ebbe zwischen den Flowerpot Rocks |
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ein einziges Schlammfeld sobald das Wasser weg ist |
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Jenny zum Größenvergleich mit den Steinen |
Unsere letzte Station in New
Brunswick war das Dorf Shediac, in dem die weltgrößte Hummer-Skulptur
vorzufinden ist, was mal wieder einer dieser typischen Rekorde Kanadas ist.
Jenny
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