Samstag, 13.12.2014 – Tag 165
Weichnachtsdekoration in Cochrane Downtown |
Die Kanadier kennen keinen
Nikolaus, keine Weihnachtspyramiden und keine Schwippbögen. Dennoch habe ich
Schokolade in meinen Schuhen gefunden. Dafür werden hier die Häuser der Gegend
immer farbenfroher und weihnachtlicher. Es fährt auch ein beleuchteter
Holiday-Train durch das Land. Allerdings fuhr dieser am Mittwoch eine Stunde zu
früh aus Airdire ab, sodass ich eine Chance hatte diesen zu sehen. Also drehte
ich auf halber Strecke wieder um und bin auf meinem Rückweg an Hausanlagen
vorbeigekommen, die dermaßen weihnachtlich dekoriert waren, dass man gar nicht
wusste, wohin man schauen sollte. Die luxuriösen Grundstücke waren zudem so
riesig, dass ich bei jeder Einfahrt zuerst dachte, es wäre eine Nebenstraße.
Anschließend war ich noch in Cochrane im Ort und habe dort die tausend Lichter
genossen. So hatte ich an dem Abend dennoch etwas Weihnachtsstimmung.
Meine Arbeitstage auf dem
Campingplatz neigen sich langsam dem Ende zu. Momentan kommt jeden Tag jemand
aus dem Store völlig geschockt zu mir an, weil er gerade erfahren hat, dass ich
gehe. Erle hat mir sogar eine CD von seiner ehemaligen Band geschenkt. Seine
Frau Mary und ich haben uns sehr darüber amüsiert, dass er in einem Lied singt
„Always merry an ugly girl“.
Die letzten Arbeitstage waren
allerdings ziemlich anstrengend. Letzte Woche musste die Polizei und der
Rettungsdienst zwei Mal kommen und außerdem hatten wir mir Hundescheiße und
Stromausfall zu kämpfen. Es kommt auch schon vor, dass ein Campinggast zu uns
ins Office kommt und meint, dass wir schuld daran wären, dass sie ihr Leben
nicht auf die Reihe bekomme. Allerdings machen die anderen überaus freundlichen
und dankbaren Camper das meist wieder ziemlich schnell wett. Meine Nachfolgerin
wurde übrigens bereits eingestellt. Sie heißt Carol, war diese Woche für ihre
ersten beiden Tage anwesend und ich darf sie mit einarbeiten. Dabei merkt man
erst einmal, was man alles so tagtäglich tut und was man in der der Zeit alles
selber gelernt hat.
Nach der Arbeit halte ich die
Leute von der Tankstelle gerne noch eine viertel Stunde von der Arbeit ab.
Letzte Woche waren Zoe, Marius, Tayla und ich im Kino und haben uns den neuen
„Hunger Games“ – Film angeschaut.
Damit wir alle mal wieder ein
wenig vom Alltag wegkommen, haben Marc, Caren und ich letztens Carens
Geburtstagsessen nachgeholt und waren im „Joe´s“, wo wir auch am allerersten
Tag gegessen hatten, an dem ich in Kanada ankam.
Aussicht beim Skifahren |
An meinen beiden freien Tagen
Anfang der Woche war ich wieder Ski fahren in Nakiska bei +11°C. Durch den
Chinook haben wir hier extreme Wetterumschwünge, was mir ein wenig Kopfscherzen
bereitet hat. Eine Woche ist es extrem kalt und es schneit wie verrückt, damit
es anschließend wieder relativ warm und sehr windig wird und der ganze Schnee
wieder verschwindet.
Sonntag, 21.12.2014 – Tag 173
Es ist der vierte Advent und es
weihnachtet sehr. Ich habe meinen Lebkuchenzug von Nikolaus zusammengebaut und
Plätzchen gebacken. Auf Arbeit stehen unzählige Dosen und Boxen mit Süßem herum
und die Mitarbeiter des Ladens beschweren sich schon, dass wir an der Rezeption
die ganzen Naschereien bekommen. Freitagabend haben wir den Weihnachtsbaum in
den kanadischen Farben rot und weiß geschmückt.
Allerdings gab es immer noch
unfreundliche Kunden, woran auch leider die Weihnachtsstimmung nichts ändern
kann. Aber darüber werde ich mich heute nicht ärgern, denn es ist mein letzter
Arbeitstag bei Springhill und ich bekomme heute sogar noch einen Check-In, auf
den ich schon seit ein paar Wochen gewartet habe. Vier Monate war ich jetzt
insgesamt auf dem Campingplatz angestellt und habe mit meinen Kollegen aber
auch alleine mit den unmöglichsten Kunden, aber auch den herzlichsten Campern
zu tun gehabt, habe den Campingplatz und das Storage-Gelände organisiert und
Projekte bewerkstelligt. Beispielsweise habe ich letztens alle Artikelnummern
der Produkte aus einem fetten Buch herausgesucht, eingetippt, gedruckt, in
kleinsten Papierschnipseln ausgeschnitten, laminiert, wieder ausgedruckt und
gelocht. Anschließend wurden die
Etiketten mit dem Preis versehen und den richtigen Artikeln zugeordnet, was
eine heiden Arbeit war. Außerdem habe ich das Mitarbeiter-Handbuch auf den
neuesten Stand gebracht und immer wieder Infoblätter für die Gäste geschrieben
und verteilt. So wurde es also nur ab und zu langweilig, auch wenn im Winter
kaum noch neue Besucher kommen. Heute Abend werde ich dann auch das letzte Mal
mit einem „Jennyyyyy“ nach der Arbeit von Zoe im Store begrüßt werden, was alle
wissen lässt, dass ich komme und wonach John jedes Mal meint, dass sie sich
anhört wie Forest Gump.
Abschiedsfoto im "Gazebo" |
Ich freue mich sehr, auf das, was
nun als nächsten kommt, aber ein wenig traurig bin ich doch gehen zu müssen.
Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass mir der Job Spaß machen würde und ich so
lange dort bleibe, vor allem am allerersten Tag nicht. Nun habe ich das Gefühl
Montag und Dienstag wieder normal frei zu haben und Mittwoch hier wieder
aufzutauchen. Dabei habe ich schon zu Mittwoch gekündigt und das Office wäre eh
zu, weil dann tatsächlich schon Weihnachten ist. Im Moment sieht es leider
nicht nach einer weißen Weihnacht aus.
Letzten Montag waren Caren, Marc
und ich bei den „Zoolights“, wofür fast der gesamte Zoo Calgarys mit fast 2
Millionen Lichtern geschmückt worden ist, was einfach nur überwältigend
aussieht. Die Lichter an den Häusern sind hier ja schon wirklich beeindruckend,
aber das war noch mal einen oben drauf. Einfach ALLES war beleuchtet, wohin man
auch schaute. So machten wir einen Rundgang durch die Lichterwelt und konnten
sogar Schlittschuh fahren. Leider hat man nicht viele Tiere gesehen.
Calgary "Zoolights" |
Am Vormittag war ich noch auf dem
Canada Olympic Park bei den Trainingsläufen vom Skeleton (eine Art
Schlittenfahren auf der Bobbahn). Ich war der einzige Besucher als die
Deutsche, die Österreichische und die Russische Mannschaft die Bahn
runtersausten, die Caren und ich vor ein paar Wochen noch mit dem Bob bewältigt
hatten. Leider konnte man nirgends einen Zeitplan des Events auftreiben und ein
Großteil der Rennstrecke war auch abgedeckt. Dennoch bin ich die Bahn hinauf
und wieder herunter gelaufen und habe vor allem am Start und am Ziel
zugeschaut, wie die Fahrer mit der Nasenspitze fast das Eis berührend da
einfach so hinunterfahren. Allerdings sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass
ich beim Schlittschuh fahren nicht hingefallen bin und mich zwar beim Skifahren
einmal auf die Nase gelegt habe, aber mir dabei ja nichts weiter weh getan
habe, aber Laufen an dem Tag auf dem COP anscheinend doch ein wenig zu
kompliziert war. So hat es mir plötzlich volle Kanne die Füße unter dem Körper
weggezogen und ich saß auf einmal mit dem Hintern auf dem harten Betonboden.
Super war, dass ich bei dem Sturz auch meine Kamera in der Hand hielt, aber aus
ein paar blaue Flecken für mich ist nichts passiert.
Skeleton am Start |
Die JackSinger Hall |
Am Mittwoch war ich nach der
Arbeit noch zum Volunteeren in Calgary in derJack Singer Hall. Es war
abgesprochen, dass ich erst später kommen kann und dafür noch kurz nach dem
Konzert helfe. Allerdings war ich plötzlich für den Will-Call-Table eingeteilt,
wofür man eigentlich als ersten da sein muss, um den Leuten die Tickets zu
geben, die sie zwar bestellt hatten, aber noch abholen müssen. Es war
allerdings nicht so viel los und Spaß gemacht hat es auch. In den Pausen habe
ich dann wie üblich, die Lose verkauft. Das Konzert an sicher war einfach nur
der Hammer. Der Country-Sänger George Canyon hat ein paar seiner Lieder aber
vor allem Weihnachtslieder gespielt und wurde (leider nur bei wenigen Liedern)
vom Orchester begleitet. Die Atmosphäre war total weihnachtlich und alle haben
mitgesungen. Als Zugabe gab es dann „Heilige Nacht“, sogar mit einer Strophe
auf Deutsch.
Montag, 22.12.2014 – Tag 174
In zwei Tagen ist Weihnachten und
mein letzter Arbeitstag ist rum. Nach meiner Schicht bin ich den Leuten im
Convenience und im Liquor Store noch einmal extra lange auf die Nerven gegangen
und anschließend habe ich erst Mary und Erle und danach Bonnie und Grant in
ihren Trailern besucht. Mary war total überfordert mit der
Sitzplatzreservierung für ihren Flug nach Las Vegas (sie wollte am Fenster
sitzen und Erle im Gang) und Erle war einfach mal im Bademantel (ja, sie
wussten, dass ich noch vorbeischaue). Was für eine Type. Beide waren sehr
emotional als wir uns schließlich verabschiedeten. Ich werde unsere
Campingplatz-Omi plus Opi vermissen. Bei Bonnie und Grant ging es etwas
heiterer zu. Grant meinte, Bonnie solle mich doch mal im Wohnwagen herum
führen. Fünf Schritte in die eine Richtung und fünf Schritte wieder zurück und
du bist wieder dort, wo du vorher warst. Dennoch ist es für einen Wohnwagen
sehr geräumig, wohnlich eingerichtet und schön weihnachtlich dekoriert.
Olympic Plaza in Calgary |
Heute Nachmittag habe ich noch
einen kleinen Ausflug nach Calgary gemacht. Dabei habe ich Kaitlyn im Tower
einen Besuch abgestattet, die gerade dabei war, meine Einschätzung zu
schreiben. Das Visitor Centre hat sie richtig schön weihnachtlich hergerichtet.
Anschließend schlenderte ich durch die Mall und genoss auch die
Weihnachtsdekoration in Downtown. So bin ich vom Olympic Plaza bis zur Princes
Island gelaufen und ein Weilchen am Bow River entlang spaziert.
Weihnachtsbeleuchtung über dem gefrorenen Bow River |
Da es in zwei Tagen nach außerhalb der Provinz geht, hier mal eine Übersicht wo ich mich im vergangenen halben Jahr in Alberta so herumgetrieben habe |
Ich wünsche Euch allen eine frohe
Weihnacht!
Jenny
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