Montag, 8. Dezember 2014

Weihnachtsstimmung und Wintersport

Mittwoch, 26.11.2014 – Tag 148

Und abwärts ging es mit 120 km/h.

Dabei sind doch nur höchstens 110 km/h erlaubt… Deshalb hat man auch manchmal das Gefühl man kommt einfach nicht voran wenn man es gewohnt ist auf der allseits bekannten aufregenden deutschen Autobahn zu fahren. Bei meinem Tagesausflug nach Banff konnte ich diese Einschränkung allerdings nur zu gut verstehen, da ich noch nie so viele Tiere und vor allem so viele Wildunfälle zuvor gesehen habe. Da lagen die Rehe eins nach dem anderen auf der Straße, die Autos standen daneben schön verbeult ,die noch lebenden Tiere waren nicht weit davon entfernt und de Kojoten und Krähen machten sich an den Überresten zu schaffen. 

Drei Kojoten, die gerade ein Festmahl hinter sich haben.

da stand mal eben ein "kanadisches Rentier" auf meinem Weg...
In Banff direkt hatte ich dann auch eine überraschende Begegnung. Zunächst bin ich in die Touri-Info und gegangen und bin ein wenig durch den Ort geschlendert, bis ich die Brücke über den Bow River erreicht hatte. Auf der anderen Seite wollte ich ein wenig am Fluss entlang laufen, nur wäre ich dabei beinahe in das große Caribou mit einem mächtigen Geweih gerannt, dass den Weg blockierte und unter dem Schnee scheinbar auch noch etwas zum Abgrasen fand. Ich entschied mich also für einen minimalen Umweg. Jemand anderes kam nicht auf diese Idee und ist somit dem Tier etwas zu nahe gekommen, woraufhin es sich einmal groß machte und der Typ einen schönen Schrecken bekam. 

Ich kam dann schließlich doch noch auf meinen Weg und habe sogar fast mein Ziel erreicht. Leider waren alle Wanderwege, die zu den Bow Falls führen, geschlossen und so musste ich an der Straße entlang das letzte Stück laufen. Das war der halb von einer dicken Eisschicht bedeckte Wasserfall aber auch wirklich wert. Vor zwei Jahren hatte ich diesen schon einmal besucht, doch dort fand ich ein komplett anderes Bild vor, da es Sommer war. 

die halbgefrorenen Bow-Falls

Weihnachtsdeko im Luxushotel
Vom Wasserfall bin ich den Weg hoch zum Fairmont Banff Springs Hotel gelaufen. Dies ist ein sehr altes, aber vor allem luxuriöses Hotel, das damals für die Canadian Pacific Railway erbaut wurde, nur leider verkehrt herum. Samstag schaute ich mich auch zum ersten Mal etwas im Inneren des Hotels um. Desonders umgehauen hat mich dort die einfach nur als wundervoll zu bezeichnende Weihnachtsdekoration. Abgesehen davon müsste ich allerdings wirlich nicht in so einem Luxushotel übernachten. 


Besuch des verkehrt herum gebauten Fairmont Banff Springs Hotel

Das süße Städtchen Banff
Vom Hotel aus ging es zurück in den Ort, wo ich ein wenig durch die Läden gebummelt bin und sogar noch ein Brot geschenkt bekommen habe. Anschließend fuhr ich die relativ glatten Serpentinen des Mount Norquay hinauf, um einen Blick auf Banff und Umgebung zu bekommen. Allerdings spielte das Wetter nicht so mit, die Sicht war relativ zugezogen und  es fing langsam an zu schneien. Da ich am Morgen schon am Lake Minnewanka einen Stopp eingelegt hatte, konnte ich anschließend auch wieder zurück nach Cochrane fahren. 


Das musste ich von der Zeit her dann auch, da am Abend noch ein weiteres Highlight bevor stand. Die Mitarbeiter von Tourism Calgary waren nämlich dazu eingeladen, mit dem Winterbob auf der originalen Olympia-Bobbahn auf dem Canada Olympic Park zu fahren. Das war ein wirklich einzigartiges Erlbnis. Zum Glück saß ich gleich mit im ersten Bob und konnte somit nicht so lange darüber nachdenken, was ich da eigentlich tue. Die ersten fünf Sekunde waren richtig toll. Ich konnte die Fahrt anfangs mit einem tollen Blick auf Calgary bei Nacht richtig genießen. Dann wurde es allerdings schneller und die restlichen 60 Sekunden verbrachte ich zusammengehockt und Kopf runter, während dieser an beiden Seiten des Bobs wie ein Flummi hin und her flog und von unten, oben, rechts und links ein unglaublicher Druck auf meinen Oberkörper ausgeübt wurde. Es war eine eher ungemütliche Fahrt, denn es rappelte ungeheuerlich und ich hatte ein wenig das Gefühl verprügelt zu werden. Mit einer Zeit, die unter der Qualifikationszeit der Winterspiele von 1988 auf genau dieser Bahn lag, brachte uns der Profi ins Ziel. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich das wirklich getan habe, aber die Fahrt war es definitiv wert. Sowas musste ich einmal im Leben gemacht haben und es war pures Adrenalin. Nur noch einmal darunter zu fahren, würde ich mir wahrscheinlich  nicht antun. 

Und ab ging´s...

Im Vordergrund ist die Bobbahn zu sehen und im Hintergrund die Aussicht, die man genau 5 Sekunden lang genießen konnte.

Am Tag danach hatte Marc dann Geburtstag und ich konnte mich ein wenig ausruhen und meine blauen Flecken und Beulen von der Bobfahrt auskurieren, bevor ich heute wieder in meine Arbeitswoche gestartet bin.


Sonntag, 30.11.2014 – Tag 152

Nachdem wir zwischendurch wieder eine komplett schneefreie und relativ warme Woche hatten, gingen die Temperaturen in den letzten Tagen drastisch unter –20°C. Freitag war es besonders heftig, denn es schneite und schneite und schneite in dicken Flocken und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich habe an dem Tag ungefähr zehn Mal Schnee geschippt und davon einen netten Muskelkater im linken Schulterblatt bekommen. So viel Schnee habe ich in meinen fast 19 Jahren noch nicht gesehen. Mein Auto war komplett begraben und es war auch nicht gerade ein Vergnügen bei diesem Wetter damit unterwegs zu sein. Zudem kommen erreichen uns dauernd irgendwelche Wetterwarnungen. Man soll aufpassen, dass man nicht von der Straße abkommt, da diese leider nicht mehr wirklich zu erkenn ist aufgrund des vielen Schnees. Man soll aufpassen, dass man nicht erfriert, weil es einfach mal ziemlich kalt ist. Man soll zu jeder Zeit eine Notfallausstattung dabei haben, falls man mal mitten im nirgendwo stecken bleibt. Ja, der Winter ist hier etwas extremer als in Deutschland.

Dafür bringt der viele Schnee einen so richtig in Weihnachtsstimmung. Am Freitag habe ich den Mini-Weihnachtsbaum in unserem Office aufgestellt und geschmückt. 

Ein wenig Weihnachtsstimmung an der Rezeption musste eben sein...
Sowohl drinnen als auch draußen
  














Gestern fand dann die Weihnachtsfeier von der Arbeit statt. Irgendwie fühlt man sich super erwachsen und alt, wenn man zu einer Weihnachtsfeier von Arbeit geht und wenn dann noch Motivationsreden gehalten werden, erst recht. Gefallen hat es mir natürlich schon, das auch mal angesprochen wurde, dass das gesamte Konzept Spring Hill ohne uns nicht funktionieren würde und wir unsere Arbeit gut machen. Übertrieben war die Aussage allerdings schon, dass es so ziemlich nichts gibt, was besser wäre als Spring Hill. Und das würde ich auch nicht wirklich als Ansichtssache bezeichnen. Was hier teilweise alles so schief läuft und ich gerne mal angehen und verbessern würde, wenn ich könnte und vor allem dürfte, will ich lieber nicht erwähnen. Insgesamt war die Feier aber echt lustig. Die Veranstaltung fand in der neuen Werkstatt statt, die nach einem Jahr Bauzeit nun schließlich fertig gestellt wurde und „wo die ganze Magie stattfindet“. :) 

Alle Mitarbeiter angefangen vom Management über die Leute wie mich im Office und den Verkäufern an der Tankstelle bis hin zu den Küchenarbeitern bilden schon eine wirklich verrückte Truppe. Wäre ich nicht bei der „Tour of Alberta“ dabei gewesen, wäre es wahrscheinlich die verrückteste Zusammenstellung, auf die ich je getroffen bin bzw. von der ich je ein Teil war. Es fängt schon mit Sean als Eigentümer an, der sehr eigenartige Ansprüche hat, auch nicht immer so kundenfreundlich ist, aber uns auch oft überrascht... Zusammen mit seinen Eltern hat er das Konzept Spring Hill in die Welt gesetzt. Als nächstes zu erwähnen ist Greg, al Manager des Stores, der aber eigentlich alles managet, was es so zu managen geht. Mit seinen teilweise nicht lustigen Kommentaren und seiner Lauten lache kann er einem manchmal ein wenig Angst einjagen, aber vor allem erinnert er uns alle daran, auch ein bisschen Humor bei der Arbeit zu behalten. Was Bob wirklich macht, kann ich gar nicht so wirklich sagen. Bisher habe ich ihn irgendwie eher als Campinggast als als Kollege wahrgenommen aber scheinbar hilft er bei den handwerklichen Tätigkeiten. Mary wohnt auch im Park und arbeitet im Büro nebenan als Buchhalterin. Sie erfüllt die Rolle der lieben netten Omi in unserer Truppe. Arlene ist als eine Supervisorin vom Store eine lebenslustige Philippinin, die sich immer total freut einen zu sehen. Gestern kam sie mit ihrem Mann, der hier gerade erst angefangen hat, im Softmonkey-Partnerlook, was einfach nur zu süß war. John ist ein weiterer Supervisor des Stores, der von den Philippinen kommt und immer gut gelaunt und total menschenoffen ist. Wenn er anwesend ist, kann man einfach nur gute Laune haben. Die halbe Besatzung des Ladens, der Buchhaltung und die komplette der Küche kommt übrigens von den Philippinen. So auch Digna und Nancy, die beide in der Buchhaltung tätig sind und jeden mit Mr., Mrs. oder Ms. Ansprechen. „Hello Ms. Jenny! How are you today?“… Nancys großer Mann Efron arbeitet im „Orion“-Bistro zusammen mit dem dauerstrahlenden, putzigen Ruel und der stillen Noryann. Die Frühschicht an der Tankstelle übernehmen meist die große Helen und die Kettenraucherin Donna, welche scheinbar immer noch nach einer Unstimmigkeit ein Problem mit mir hat. Beide kamen gestern auch nicht zur Feier. Dafür kam Zoe, mit der ich mich ganz gut verstehe, obwohl sie vom Leben eine komplett andere Ansicht hat als ich. Sie kommt ursprünglich aus Großbritannien und redet sehr viel und auch gerne sehr laut. Sie arbeitet genauso wie Kevin und Marius im Laden. Kevin ist ein bisschen… Kevin eben, verpeilt und abwesend und immer eine Schlumpfmütze auf dem Kopf tragend. Marius ist dagegen immer sofort anwesend, aktiv, gesprächig und gut gelaunt.  Von den Leuten an der Rezeption sind nur noch Bonnie und ich übrige geblieben. Debie arbeitet immer nur im Sommer hier und anfangs kam ich wirklich nicht so gut mit ihr klar. Da sie aber diejenige war, mit der ich besonders viel zusammengearbeitet habe, konnte ich irgendwann auch besser mit ihrer teilweise schroffen Art umgehen und habe dabei eine ganz andere Seite von ihr kennengelernt. Brenda hat erst vor kurzem ihre letzte Schicht bei uns gemacht. Allerdings durfte man meist so einiges aufarbeiten, nachdem sie ein Wochenende über im Office war. Bonnie ist als Boss der Anmeldung eine prima Chefin, die zwar auf akkurat ausgeführte Arbeit besteht, aber in den Monaten hier zu einer guten Freundin geworden ist. Auch Crystal hat einige Schichten im Administration Office gearbeitet, leitet aber normaler Weise den Liquor Store. Die meiste Zeit aber schmeißt Tayla den Laden, die mit ihren 20 Jahren, der Mütze plus Nerdbrille und Leggins so dem typisch amerikanischem Mädel entspricht und ihre komplette Hochzeit aus Langeweile einfach mal durchgeplant hat. Tristan gibt dazu passend den typisch amerikanischen Typen ab. Zu guter Letzt stößt noch Erle zur Besetzung des Liquor Stores, der so gar keine Ähnlichkeiten mit den beiden hat. Erle ist Marys Mann und hat sich gerade erst von einer schweren Krankheit erholt. Wie ich erst gestern herausfand, war er mal professioneller Musiker und gab gestern eine hervorragende Live-Einlage zum Besten. Seans Tochter und Gregs Familie war auch da und so wurde es ein sehr lustiger Abend mit einer bund gemixten Truppe aus Mitarbeitern von Spring Hill. 

Weihnachtsstimmung bei Bagger und Wagenheber
 Essen und Trinken wurde übrigens komplett von der Firma bezahlt wie auch alle Taxifahrten heim und am nächsten Morgen zurück zur Abriet. Es war ein wenig ätzend, dass ich die letzte war, die vor der Party gearbeitet hat und auch die erste, die am nächsten Morgen wieder erscheinen musste. Die Feier war es aber wert. Das Beste war das Weihnachtswichteln. Leider durften es keine Bad-Taste Geschenke sein, aber lustig war es dennoch. Wir durften der Reihe nach ein Geschenk öffnen oder aber uns ein schön geöffnetes klauen. Für einen Adventskalender und eine Backpackung zur Herstellung von 3D-Weihnachtstannen aus Rice Crispies bekam ich einen Smoothie-Maker und war damit höchst zufrieden. Dieser kam, wie ich später herausfand, von John, welcher zugab, dass er sich diesen sicher selber geklaut hätte, wenn ich nicht diejenige gewesen wäre, die ihn ausgepackt und sich so darüber gefreut hat. Ein Geschenk, das nur in einen Briefumschlag gesteckt wurde, sorgte für besonders viel Aufsehen. Darin waren $40.00, welche schon deutlich über dem gesetzten Limit lagen. Der Umschlag wurde natürlich geklaut bis zum geht nicht mehr. Es war wirklich erschreckend zu sehen, wie die Neugierde vom Auspacken beim Thema Geld in den Hintergrund gerückt ist. Dafür war mein Geschenk dann zum Glück nicht mehr interessant genug, sodass mir das niemand mehr weg stibitzen wollte. Leider haben wir bei all der Aufregung dann doch vergessen auszulosen, wer denn nun den Pogo-Hüpfe-Stick bekommt, den ein Gast im Sommer auf seinem Picknick-Tisch liegen gelassen hat und der seitdem im Office nutzlos herum steht.


Mittwoch, 03.12.2014 – Tag 155

Die Zeit vergeht so schnell und ehe man sich versieht, steht Weihnachten vor der Tür. Die Cochrane Lightsup habe ich zwar leider verpasst, aber dafür war ich eben bei der Weihnachtsfeier. Nach dieser musste ich noch einen Tag arbeiten und dann hatte ich auch endlich Wochenende. 

Am Montag bin ich mit Zoe in das Skigebiet „Nakiska“ gefahren. Sie konnte nicht wirklich Ski fahren und so habe ich mein Bestes gegeben, um ihr das halbwegs beizubringen. Nach vielen, vielen Runden auf dem Kinderhügel mit dem „Magic Carpet“ als Lift, sind wir auf den großen Berg gefahren. Zoe brauchte etwas Überwindung, ein paar Stürze und vor allem Zeit da auch wieder hinunter zu kommen, aber dafür, dass sie so ziemlich zum ersten Mal auf Skiern stand und ich nicht die beste Lehrerin ist, hat sie es echt gut gemacht und echt Spaß daran gehabt. 
Im Skigebiet hatte ich am Montag auch noch ein Vorstellungsgespräch für eine Position beim Verleih. Das Interview war auch mal wieder sehr informell und unorganisiert und die Bedingungen nicht die Besten…

Aber auch auf dem Campingplatz war heute wieder das Chaos los, da Sean entschieden hatte nun doch nicht dort den Schnee zu räumen, wo extra genau die Leute ihre Wohnwagen parken, die mit diesen auch im Winter unterwegs sein wollen. Dadurch hatte ich auf Arbeit heute so viel zu tun wie lange nicht mehr. Zudem habe ich heute angekündigt, dass ich zu Weihnachten aufhören werde und morgen meine Kündigung einreichen werde. Wieder etwas, das ich zum ersten Mal in meinem Leben mache. Bonnie und Mary sind sehr traurig darüber.

Gestern bin ich dann ohne Zoe, die in jedem zweiten Satz „Literally“ sagt, zum Ski fahren unterwegs gewesen. Somit konnte ich dann nochmal mehr in meinem Tempo fahren und auch andere Pisten ausprobieren. Der Ausblick vom Lift und beim Herunterfahren ist wirklich traumhaft mitten in den verschneiten Bergen. Gestern bin ich allerdings auch auf einer Piste gelandet, auf der ich lieber nicht hätte sein wollen, aber irgendwie habe ich es auch dort herunter geschafft. 



Somit genieße ich momentan den Winter und die Weihnachtszeit in vollen Zügen und am Sonntag kam pünktlich am letzten Novembertag noch ein mega großes und tolles Paket mit Adventskalendern von meiner lieben Familie an. Danke, danke, danke und Euch allen eine wundervolle und besinnliche Adventszeit!

Jenny

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