Sonntag, 28. Juli 2013

„Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen den Kurs“


Sommerreise auf der Thor Heyerdahl - Teil 1 (01.07. - 06.07.2013)


Ob dieser Spruch wirklich der Wahrheit entspricht?! Wie man‘s nimmt würde ich an dieser Stelle einfach mal so sagen. Für mich ging es jedenfalls in diesem Jahr wieder auf die Thor Heyerdahl zum Segeln. Zwar nicht drei Wochen, wie in den letzten zwei Jahren, aber immerhin zwei, mit genauso viel Spaß, vielen neuen tollen Leuten und letztendlich doch noch in ein Land, welches ich noch nicht kannte. 
Geplant war es also, von Kiel aus, hoch in den Norden nach Larvik zu Segeln und wieder zurück. Larvik ist ein hübsches kleines norwegisches Städtchen mit wenig Tourismus und ein weiterer Besuch, nach nun schon drei, kann ja auch nicht schaden. Der Wind hatte dabei aber eher eine andere Planung... 
So segelten wir erst einmal los. Ja man höre wir sind zu diesem Zeitpunkt wirklich noch gesegelt, vielleicht nicht unbedingt schnell, aber langsam segeln geht ja auch. Wir sind die ersten drei Tage durch die Ostsee in den Norden geschippert, haben uns durch den kleinen Belt geschlängelt und sind im Kattegat angekommen. Dabei konnten wir sogar ein paar kleine Schweinswale sichten! Die schwachen, umlaufenden Winde hielten dennoch dauerhaft an... Immerhin meinte es die Sonne auch so gut mit uns und bescherte uns viel Zeit zum sonnen und entspannen an Deck. Um voran zu kommen braucht man aber trotzdem Wind, denn ohne Wind können uns auch die schönsten und größten Segel nicht in Richtung Norden bringen. Vielleicht versteht ihr jetzt was ich meine. Segel bestimmen nicht immer den Kurs und so musste Olga (die Maschine) ein paar Mal nachhelfen. Die Wettervorhersage versprach keine Besserung. Und so hätten wir die Segel noch so gut ausrichten können, wir wären nicht rechtzeitig in Larvik angekommen. Norwegen konnten wir somit vergessen. So blieb uns Schweden zur Auswahl. Wir entschieden vorerst einen Stopp in Göteborg einzulegen. Zu meiner Freude, da ich mir Schweden in den letzten zwei Jahren ja immer nur von der Küste aus anschauen konnte. Wenn ich hier von ‘Wir‘ spreche, meine ich natürlich die gesamte Besetzung, welche auf diesem Törn vom Alter her total gemischt war. Von 1 bis geschätzten 60 Jahren (vielleicht auch noch älter, aber da bin ich mir nicht so sicher ;D) war alles dabei und wir waren insgesamt 41 Leute an Bord, die sich allesamt nicht besser verstehen hätte können! 

Denkt man an Schweden denkt man an Elche, Pippi Langstrumpf und Steine. Ich zumindest. Mit Steine meine ich die berühmten schwedischen Schären. Und genau die liegen an der Westküste vor Schweden und so auch vor Göteborg. Also kam da bei mir doppelte Vorfreude auf, denn die wollte ich schon immer mal sehen! Das ich da direkt durchfahre würde, war immer nur ein Traum. Da wir uns erst gegen Abend Göteborg näherten und ich Wache 1 war, war es ziemlich dunkel und von den Schären nur was auf dem Radargerät zu erkennen. Ich würde es mit vielen kleinen und großen Klecksen beschreiben, die wir lieber nicht hätten anfahren sollen, denn schon ein kleiner Stein hätte die gleiche Wirkung, wie ein großer Eisberg... Die einst berüchtigte schwedische Schärenlandschaft, mussten wir uns so vorerst nur denken.

Nochmal kurz zur Erklärung: Da wir oftmals ununterbrochen fahren, muss auch zu jeder Zeit das Schiff gesteuert werden. Dafür gibt es ein Wachsystem. Auf diesem Törn hatten wir das 3-Wach-System. Heißt es gibt drei Wachen. Ich war Wache 1 und Wache 1 hat Wache von 12 - 16 Uhr am Tag und 00 - 04 Uhr in der Nacht. Das ist nicht unbedingt die beste Wachzeit, aber man gewöhnt sich dran und es gibt auch Vorteile, wie z.B. bis 10 Uhr ausschlafen, wenn man will und den Sternenhimmel und die Ruhe in der Nacht genießen können...und wer kann schon sagen das er einfach mal so vier Stunden in der Nacht wach ist und ein Schiff steuert. Wache zu gehen heißt übrigens nicht nur das Schiff zu steuern, sondern auch Ausguck zu gehen, Sicherheitsronden zu gehen, Wetter zu bestimmen, die Position in die Karte einzutragen und und und... Und mit den richtigen Leuten in einer Wache macht das auch noch eine Menge Spaß! :) 

Da wir ungefähr um 00:02 Uhr kurz vor Göteborg waren und man in der Nacht schlecht in einen Hafen einläuft, hieß es erst einmal ankern. Auch wenn beim Ankern nichts großartiges passiert, müssen auch hier immer mindestens zwei Personen sicherstellen, dass es der Thor quasi gut geht und wir auch da bleiben, wo wir den Anker haben fallen lassen. In dieser Nacht hatte mich das Los getroffen und während die anderen alle schliefen, haben die liebe Johanne und ich Göteborgs hell beleuchteten Skyline genossen und uns über den Sinn des Lebens unterhalten. Ab und zu kam ein großer Frachter recht nah an uns vorbei und wir haben uns gewünscht, dass dieser uns Schokolade vorbeibringt. Man sollte wissen, dass Süßigkeiten auf der Thor ein seltenes Gut sind und Vorräte schon nach vier Tagen schnell knapp werden und man nicht einfach schnell neue kaufen kann. Aber die Vorstellung blieb auch nur ein Wunsch... ;) Um 00:04 Uhr durften wir dann aber auch in die Koje. Ohne Schoki. Viel Zeit zum Schlafen blieb uns aber nicht, da wir relativ früh am nächsten Morgen in Göteborg anlegen wollten. Am nächsten Vormittag konnte ich dann zum ersten Mal schwedischen Boden unter den Füßen genießen. Laut Planung wollten wir am Abend wieder ablegen, da so ein Liegeplatz relativ teuer ist. Wir hatten also den ganzen Tag Zeit Göteborg zu erkunden. Unsere Gruppe, sprich Johanne, Giulia, Tobi und ich, hatten das Ziel, irgendwo in der Stadt echtes schwedisches Köttbullar zu essen! Das ganze ohne einen Stadtplan, vorerst ohne schwedische Kronen, nur mit einer riesigen Portion Motivation, Köttbular zu essen. Eigentlich gar nicht so schwer denkt man sich. Aber denken kann man viel. Denn nach gefühlten drei Stunden, 20 gefragten Leuten (alle aber sehr freundlich!) und dem Gefühl zwei Mal die Stadt komplett durchquert zu haben, war der Hunger zu groß und wir haben die Suche aufgegeben. Komisches Schweden muss ich an dieser Stelle mal sagen. Aber trotzdem sehr schön! Eigentlich wollt ich es gar nicht erwähnen, aber unser Ausweg war allen Ernstes Döner mit Pommes... immerhin waren wir danach satt. Trotzdem erwies sich Göteborg als eine wirklich schöne Stadt mit einem besonderen Charme, vielen kleinen Läden (durch die wir Tobi alle geschleppt haben ;D) komischen Fahrstühlen und interessanten Straßenbands. Ein RIESENeis (es war wirklich riesig!) rundete den Stadtgang ab und wir kamen am Nachmittag mit schmerzenden Füßen wieder auf der Thor an. Da die Sonne weiterhin schien haben wir es uns auf dem Deckshaus oder mittlerweile auch Sonnendeck gennant, gemütlich gemacht und urplötzlich spürte man einen leichten Windzug (der auch immer stärker wurde) im Hafen. Den, den wir die letzten Tage gebraucht hätten... Man könnte nun denken, der wäre perfekt zum weiter segeln, aber nichts da. Gegen den Wind segeln geht auch schlecht und so aus den Hafen und durch die Schären fahren ist noch schlechter. So blieben wir ungewollt bis zum nächsten Morgen im Hafen, wo von Wind natürlich keine Spur mehr war. Trotzdem sollte die Reise weitergehen. 

Laura

Die schwedische Gastlandflagge ist gehisst!

Die Thor in Göteborg.

 Ein Brunnen, in dem man anscheinend Seife geschüttet hat
und ziemlich viel Schaum daraus entstanden ist :D 
Das RIESENeis!!!

Es war eindeutig zu groß und so hab ich der Giulia einen Traum erfüllt.
      Sie wollte schon immer mal ein Eis auf der Erde zerdrücken und matschen...


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