Sonntag, 28. Juli 2013

Einfach tolle Leute!

Kanada Teil 7 / 23.07. – 28.07.2013

Meine letzte Arbeitswoche…

 … war voller Abschiede. Doch am Dienstag lernte ich auch wieder neue Menschen kennen, da Caren mich ein paar Leuten im Headoffice von Tourism Calgary vorstellte.  Dort habe ich sogar eines Stampede–Poster dieses Jahres, die übrig geblieben waren, mitnehmen dürfen. Dazu gab es auch noch ein Hochglanzheft der Parade von 2012 für mich. Als wir wieder im Center waren, habe ich ein super süßes Abschiedsgeschenk von Ann und Debbie bekommen: Eine riesige Schokoladentafel vom Chocolatier. An dem Dienstag voriger Woche hatten Caren, die beiden und ich über meine Schokoladenvorliebe bzw. –Sucht gesprochen, was sich meine lieben Kollegen natürlich gemerkt und zu Herzen genommen haben. Zudem habe ich an diesem Tag meine insgesamt längste Beratung  mit einer Deutschen geführt und dabei erst einmal mitbekommen, wie viel ich in den letzten Wochen in Calgary und während der Arbeit gelernt habe.  Auch in der Mittagspause habe ich wieder eine neue Ecke der Stadt kennengelernt. Caren und ich liegen hinunter zur Chinatown. Das Neue für mich war der Besuch im Chinese Culture Centre. Die Kuppel empfehle ich bei ca. jeder zweitern Beratung als Nachbildung des Temple of Heaven in Peking. Dabei musste mir Caren erst einmal den Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Löwen erklären, die vor dem Eingang vieler chinesischer Gebäude stehen. Anschließend besuchten wir noch einmal den TD-Square und lasen Resieführer über Berlin und Deutschland und was man bei einer Reise dorthin beachten sollte: Beispielsweise, dass man bei einer Einladung zum Abendessen immer pünktlich und mit Blumenstrauß erscheint. Nach der Pause war es auf der Arbeit sehr ruhig und so machten Debbie und ich den Souvenir-Shop neben dem Visitor Information Centre unsicher, um mir eine Calgary Tower – Jacke zu kaufen. Eine sehr lustige Aktion und dadurch werde ich auch immer an Debbie denken müssen, wenn ich den Hoodie trage.Während ich nach dem Anprobieren mein Geld holen war, handelte sie großartiger Weise mit Cecile, der Verkäuferin, die mich natürlich auch vom Sehen her kennt, einen Rabatt von 20% für mich aus. Währenddessen besuchte der Däne mittlerweile zum vierten Mal die Tourist-Information und verabschiedete sich, bevor er in die Berge fahren wollte. Nachdem ich meine Jacke also gekauft hatte, war es an der Zeit, mich von Debbie zu verabschieden, deren Worte ziemlich rührend waren. Erstens, weil sie viele hohe Ränge innerhalb Calgarys schon einmal inne hatte und dadurch auch super gute Beziehungen pflegt. Zweitens, weil der Onkel ihres Uropas (oder so ähnlich) einer der Big Four Gründer der Stampede gewesen war und sie und ihre gesamte Familie immer noch stark in das Festival involviert sind. Und drittens, weil sie mir und ich ihr innerhlab von drei gemeinsamen Arbeitstagen sehr ans Herz gewachsen ist. Die restlichen Schichtstunden des Tages verbrachte ich damit, den Strategie-Plan von Tourism Calgary zu studieren, solange keine Besucher kamen.  Als es dann 17 Uhr war, fuhr ich vollbepackt und vollkommen erschöpft mit Caren nach Hause. Auf dem Weg mussten wir allerdings noch Marcs reparierten Computer abholen. Dafür kochte er uns in der Zwischenzeit schon einmal Gulasch und Nudeln. Nach dem Essen schauten wir den Film „Shall we dance?“ und Marc machte mir aus Erdbeeren den leckersten Smoothie, den ich je getrunken habe.
Am Mittwoch besuchte ich abermals das Headoffice, um die Personalleiterin kennenzulernen, die mir mein Praktikum ermöglicht hatte. In der Pause sind Caren und ich in Bankers Hall essen gewesen, bevor wir zur relativ neuen Peace-Bridge gefahren fuhren. Am Ende dieses Arbeitstages musste ich mich dann von meiner Kollegin Ann verabschieden. Ann ist, neben Caren als Supervisor, die einzige Festangestellte, allerdings nur auf Teilzeit. Nach der Arbeit haben Caren und ich bei Jelly Modern Doughnuts schöne und vor allem leckere Donuts gekauft. Abends kochte Marc Tomatensuppe und zum Nachtisch gab es leckeres Eis von der bekanntesten und besten Eisfirma Cochranes. Beim Essen wurde mir dann das Klavier neben dem Esstisch von innen gezeigt und erklärt, was ich so auch noch nie gesehen hatte.
Den nächsten Morgen war es verhältnismäßig ruhig im Tower. Allerdings kam die Volunteerin JoAnn nicht und so hatte ich leider auch keine Chance, um mich von ihr zu verabschieden. Der Bruder ihres Lebensgefährten ist der Zeichner der Simpsons, was mir wieder einmal zeigt, was für verrückte Beziehungen ich während dieser Reise so gemacht habe. Sonst habe ich mich am Donnerstag ein wenig ums Eventboard gekümmert. Caren und ich haben in unserer Mittagspause das beste Eis der Stadt gegessen und dabei unter Anderem die Eissorten Huckleberry und Toasted Marshmallows probiert. Auch Mikki haben wir einen Becher Erdbeereis mitgebracht und als sie von ihrer Pause wiederkam, hab ich von ihr noch ein Geschenk bekommen. Dabei wollte sie es gar nicht glauben, dass es schon mein vorletzter Praktikumstag war. Von ihr bekam ich zwei große, schwere Bücher, die sie mir ein paar Tage zuvor empfohlen hatte, worüber ich mich riesig gefreut habe. Am Ende des Tages ging dann der winzige Vorrat an Citymaps aus, der die Flut überlebt hatte. Nun hab es nur noch andere, komische Karten. Ich frage mich nur, wie eine Tourist-Information arbeiten soll, wenn auch alle anderen Karten bald aufgebraucht sind… Nach unserer Schicht holte uns Marc vom Tower ab und zusammen fuhren wir zur Old Spaghetti Factory, wo ich meine beiden Gasteltern zum Essen einlud. Sie waren bisher noch nie dort gewesen und es war mein Wunsche, da ich letztes Jahr mit meinen Eltern in Banff, Vancouver und Whistler darin sehr lecker gegessen hatte. Auch Donnerstag hat e suns allen super geschmeckt. Auf dem Weg zum Restaurant haben wir, wie es der Zufall immer so will, zwei Baguettes gratis bekommen. Dabei überquerten wir auch die Prince´s Island, die durch die Flut total zerstört worden war und dadurch für die letzten Wochen natürlich geschlossen werden musste. Am Donnerstagabend wurde sie jedoch für das Folk Festival wieder geöffnet, von dem wir auch etwas Musik hören konnten. Auf dem Rückweg zum Auto kamen wir noch am Sheraton-Hotel vorbei, wo Caren nur dem Concierge schnell grüßen wollte und so lernte ich diesen dann auch noch kennen. 
Am Freitag war dann endgültig mein letzter Arbeitstag, an welchem ich dann wirklich noch mit den anderen, hässlichen und verwirrenden Karten arbeiten musste. Aber auch das habe ich dann erstaunlicher Weise überlebt. Und ich muss echt zugeben, dass mir die Arbeit im Visitor Information Centre echt Spaß gemacht hat und ich soooooo vieles gelernt habe. Dieses Praktikum hat mir eine Menge geholfen, herauszufinden, in welche Richtung ich einmal beruflich hinmöchte und ich bin sehr froh, dass ich so freundlich und willkommen in das Team von herzlichen Mitarbeitern aufgenommen wurde. Zudem macht es mich total glücklich zu hören, dass ich wirklich helfen konnte und ihnen auch eine Menge Arbeit abnehmen konnte. Alle haben mir versichert, dass sie mich sehr vermissen werden und hoffen, dass ich vielleicht ja sogar schon in einem Jahr wiederkomme. Jedenfalls werde ich diese Zeit sehr gut in Erinnerung halten, ob es um die anfänglichen Schmerzen in den Knien geht, wenn man sich beim Broschüren auffüllen immer ungemütlich hinhocken muss oder um das Einschneiden der Flyer in die Hände oder auch einfach nur das Beraten gutgelaunter und urlaubsreifer Kunden und die Zusammenarbeit mit tollen Mitarbeitern.
das VIC von Calgary Downtown
Unsere Mittagspause verbrachten Caren und ich wie die Pause an meinem allerersten Arbeitstag: Im Baraka Pizza und Suppe essend. Außerdem fuhren wir nochmals mit dem Fahrstuhl auf den Tower hoch und genossen nochmals die atemberaubende Aussicht auf die Stadt.
auf dem Glasfloor des Towers - ein ganz klein wenig beängsitgend ;)
Blick vom Tower nach Südosten der Stadt
Danach bin ich alleine ins Glenbow-Museum gelaufen, um noch ein paar Broschüren zu besorgen. Als ich wiederkam, gab es für mich noch eine riesige Überraschung. Ich habe nicht nur ein super schönes Zertifikat erhalten, sondern auch ein Notizbuch von Tourism Calgary und ein original Calgary White Hat! Seitdem laufe ich die ganze Zeit durch die Gegend und erzähle Caren und Marc immer und immer wieder stolz von meinem Cowboy-Hut. Die beiden freuen sich immer und immer wieder über die lustige Story, dass ich am paradetag erst gar keinen Hut aufsetzen wollte, bis ich die einzige ohne Hut war. Dafür war ich dann am Freitag die einzige, die mit Hut durch die Straßen gelaufen ist, obwohl die Stampede ja schon wieder längst vorbei ist. Aber vorher habe ich noch meine letzte Kundin beraten, was etwas verwirrend war, weil sie aus China kam und ich ihr doch gleich erst einmal die Chinatown von Calgary empfohlen habe. Anschließend musste ich mich dann leider auch schon von Mikki verabschieden und Caren und ich fuhren nach meinem letzten Arbeitstag nach Hause. Auf dem Weg hielten wir noch kurz an einer Bahnstation von der man einen wunderschönen Blick über die gesamte Skyline der Stadt hat und einkaufen waren wir auch noch.

Ich als stolze Besitzerin eines Calgary White Hats vor der Skyline von Calgary

Abends konnte ich meine übriggebliebenen Nudeln vom Restaurant machen und Marc mixte mir noch einmal einen leckeren Erdbeer-Smoothie. Caren und ich haben auch noch Toffifee-Schokopudding gemacht während wir den Film „6 Days 7 Nights“ anfingen zu gucken.
meine Gasteltern und ich vor dem Lake Louise
Am Samstag war dann wieder einmal ein großer Tagesausflug angesagt. Marc, Caren und ich fuhren mit dem Auto zum wunderschönen Lake Louise und sind von da aus eine Stunde lang bis zum Lake Agnes 3,4 km weit und 400 hoch gewandert, was echt anstrengend aber auch ein tolles Erlebnis war.  Dort oben war es ziemlich windig, also machten wir eine Pause im Teehaus, bevor wir die ganze Strecke wieder hinunterliefen.



Auf dem Rückweg fuhren wir auch noch durch die schöne kleine, aber von Touristen überfüllte Stadt Banff durch. Abends bekamen wir Besuch von Alex, dem Pauker des Calgary Philharmonic Orchestras. Mit ihm grillten wir und ich probierte Elch-Fleisch und aß wieder einen mega leckeren Maiskolben. Alex fragte mich, was die Unterschiede von Kanada und Deutschland wären, was nicht gleich einfach zu beantworten war. Zum einen gibt es in Kanada eine komplett andere und viel schönere Landschaft als zu Hause und zum anderen ist es hier nicht so überfüllt. Hier leben alle in weniger Stress und mit mehr Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Geduld. Als wir alle vier schön auf der Terrasse saßen, landete plötzlich ein Drache im Garten und Alex und Caren sprangen sofort, wie die kleinen Kinder, auf um ihn aufzuheben. Alex war schließlich schneller und hatte sichtlich Spaß daran, den Drachen wieder fliegen zu lassen. Da wir noch einen weiteren Drachen hoch oben am Himmel sichten konnten, beschlossen wir, alle zusammen nach dem Abendessen dort hin zu laufen, woher der zweite zu kommen schien. Also machten wir noch einen kleinen Rundgang in der Siedlung, bis wir die Kinder mit den Drachen sahen. Das eine Mädchen erkannte den von uns gefundenen Drachen als das Spielzeug ihres Bruders, aber verschenkte ihn sofort an ein weiteres Mädchen, das noch keinen besaß. Das hat Alex natürlich mega geärgert, denn dann hätte er ihn sichtlich lieber selbst behalten. So ein Spielekind! =D Als wir abends noch vor dem Kamin saßen, an welchem sich Alex erst einmal fast verbrannt hatte,  hörten wir auf einmal mehrere Knalle. Alex, der erst vor zweieinhalb Jahren aus den Staaten ausgewandert war vermutete sofort, dass wer mit einer Pistole schießt. Doch dann fanden wir heraus, dass es ein großes, langes und überwältigendes Feuerwerk vom Ranchhaus in Cochrane war. Dieses konnten wir perfekt vom Haus aus beobachten und so standen wir zu viert am Fenster im Schlafzimmer nach draußen starrend. Ein wundervoller Abschied für mich. Später lud Alex uns noch dazu ein, in den nächsten Tagen mal in die Konzerthalle zu kommen und ihn zu besuchen. So werde ich morgen auch noch eine Privatführung in den Räumen des Orchesters bekommen.
Heute habe ich dann erst einmal wieder so richtig ausgeschlafen und anschließend mit meinen Eltern und ein paar Freunden telefoniert. Zum Frühstück gab es total leckeres selbstgemachtes French Toast, was ich vorher auch noch nicht kannte. Dann kam Caren mit einer weiteren tollen Überraschung für mich um die Ecke. Sie schenkten mir ein Buch mit vielen tollen Bildern der Stadt und ein paar Zeilen von meinen Gasteltern und meinen Kollegen für mich. Ich war total gerührt und möchte mittlerweile immer weniger hier wegfliegen. Heute genießen wir dafür noch einen ruhigen Tag und morgen werde ich dann langsam anfangen zu packen. Im Moment weiß ich gar nicht, wo ich mit meinen ganzen Sachen hin soll. Wahrscheinlich muss ich meine kompletten Klamotten hier lassen, damit ich die ganzen tollen Geschenke in meinem Koffer bekomme…

Jenny

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