Ostsee & Kanada Teil 1 / 20.06.-04.07.2013
Genauso müssen große Ferien beginnen:
Mit sommerlichem Wetter, guter Laune, einem akzeptablen Zeugnis, funktionierender Technik, super Freunden und ganz großen Plänen für die kommenden sechs Wochen.
Für mich heißt es in meinen
letzten Sommerferien vor dem Abitur, eine komplett neue Herausforderung
anzunehmen. Zum allerersten mal ganz alleine zu verreisen, ohne Eltern,
Großeltern, Freunden oder Lehrer. Dazu sollte es auch noch eine meiner bisher
größten Reisen werden. Zehn Stunden Flug
nach Calgary in Kanada für ein Praktikum in einer Touristinformation. Eine
(fast) völlig fremde Tätigkeit in einer (fast) völlig fremden Stadt unter
(fast) nur völlig fremden Leuten. Denn wohne tue ich bei einer ehemaligen
Arbeitskollegin meiner Mutter, und deren
Mann, die vor ein paar Jahren von Deutschland nach Kanada ausgewandert sind.
Letztes Jahr im Sommer haben meine Eltern und ich die beiden besucht und von
Calgary aus eine Rundreise durch Alberta und British Columbia gemacht. Dieses
Jahr sitze ich nun alleine im Flieger. Doch bevor es für mich an die Arbeit
geht, habe ich noch ein paar Tage in Mecklenburg-Vorpommern verbracht.
Noch nie habe ich die Zeit an
der Ostsee so genossen und detailliert wahr genommen. Wenn man bedenkt, wie
schnell die Welt sich dreht und wie schnell sich die Dinge verändern, dann ist
die Ostsee für mich eine Art Stabilitätsfaktor in meinem Leben. Ihre Wellen
werden immer an die Strände und Steilküsten schlagen und ich werde immer das
Gefühl beibehalten, dass ich schon als kleines siebenjähriges Mädchen bei einem
Strandspaziergang gehabt habe. Es wird immer wieder neu entstehen, egal wie
viele große Weltreisen man in der Zwischenzeit gemacht hat. Ans Meer komme ich
immer wieder zurück und fühle mich immer wieder zu Hause.
Diesmal war es wie die
sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Alles war so vertraut, die zehn Tage in der
Ferienwohnung total erholsam, bevor das Neue, Aufregende, aber wahrscheinlich
auch Anstrengende beginnt. Ich habe die großen Kreuzliner beim Auslaufen
verabschiedet, war groß Shoppen und habe natürlich schöne Strandspaziergänge
gemacht. Natürlich war auch etwas Kultur dabei. Ich schaute mir live einen Teil
der EM im Wasserspringen an, was spannender ist, als es sich vielleicht anhört,
und besuchte das Rostocker Sommertheater My
Fair Lady, was bei Weitem nicht so spannend war, wie es sich anhört. Darum
bin ich schon jetzt voller Vorfreude auf das jährliche Bernauer Sommertheater
von der Laura, damit ich nicht noch dazu komme, ein Theatermuffel zu werden. :P
Zudem drehten wir den einen Abend eine Runde durch den Zoo Rostock, was
definitiv toller war, als es klingt, da ich Ewigkeiten in keinem Zoo mehr war
und auch dabei nette Kindheitserinnerungen wieder aufgekommen sind. Nur zum
Baden reichten die Temperaturen nicht ganz.
Als ich mit meinen Eltern
angekommen bin, haben wir uns mit meinen Großeltern getroffen und waren schön
Essen. Außerdem habe ich zumindest kurz eine Freundin aus Kiel gesehen, bevor
sie mit ihrer Familie auf der AIDA aus dem Warnemünder Hafen hinausfuhr und ich
sie mit meiner Herz-Pappe verabschiedet
habe. Normaler Weise verbringen wir jedes Jahr zwei Wochen im Sommer zusammen
an der Ostsee. Dieses Jahr musste ungefähr eine Stunde genügen. Dafür bekam ich
noch Besuch von einem Freund aus der Schule. Obwohl wir uns so ziemlich jeden
Tag sehen, hatte ich noch bis zu dem Montag in Warnemünde ein Bild von dem
kleinen Jungen von ihm vor Augen, der er einmal vor elf Jahren gewesen ist. Ich
bin vollkommen der Meinung, dass man ein Gesetz zur Bestimmung einer maximalen
Körpergröße einführen sollte. Sonst wachsen die Menschen mehr und mehr gen
Himmel, dass es nicht zum Aushalten ist. Obwohl das ja eigentlich eine weniger
wichtige Rolle spielt, denn: „Nichts ist wertvoller als ein guter Freund, außer
ein Freund mit Schokolade.“ (Charles Dickens)
Aber zurück zum Urlaub. Die
letzten Tage, die ich in den Ferien noch als Urlaub bezeichnen kann, verwendete
ich allerdings zum Koffer-Packen und Belesen, damit ich den Touristen in
Calgary dann auch überhaupt ein paar Auskünfte geben kann.
Nach dieser schönen Zeit
fuhren meine Eltern und ich am Dienstagmorgen mit dem Auto nach Hamburg. Dort
haben wir noch einen erholsamen Sommertag verbracht. Über den Bahnhof ging es
zum Chilehaus, wo wir im Slowman
gegessen haben, was diesmal allerdings ein wenig enttäuschend war. Aber wenn du
Jenny eine Fritzlimo in die Hand
drückst, ist sie ja sowieso glücklich. ;) Anschließend liefen wir Richtung Hafen-City
und später acuh zu den Landungsbrücken, von wo aus wir eine Hafenrundfahrt
gemacht haben. Abends aßen wir gemütlich spanische Tapas und machten noch einen
Rundgang durch die Speicherstadt vorbei am Rathaus und an der Straße mit dem
wunderbaren Namen Herrlichkeit. Es
war ja dementsprechend auch ein wirklich herrlicher Tag in einer so schönen
Hafenstadt, in der zumindest bei solch gutem Sommerwetter alle Leute entspannt
und zufrieden sind.
AM nächsten Tag war es dann
soweit: Um vier Uhr morgens klingelte mich der Wecker aus dem Bett. Ich machte
mich in Blitzesschnelle fertig und verabschiedete mich noch im Hotel von Mama,
bevor Papa und ich hinüber zum Hauptbahnhof liefen. Von dort aus fuhren wir
erst einmal vier Stunden lang mit dem ICE nach Frankfurt zum Flughafen. Ich
checkte ein und gab meinen Koffer auf, voller guter Hoffnungen. Dann war auch
der Abschied von Papa an der Reihe. Von nun an war ich ganz auf mich alleine
gestellt. Ich ging durch die Passkontrolle und zielstrebig zu Gate Nummer C09,
wo ich der Stunden vor der planmäßigen Abflugzeit ankam, durch die Kontrolle
lieg und mir ein wenig Verpflegung für die Reise besorgte. Doch die Tatsache,
dass ich bis dahin noch null Aufregung verspürt hatte, sollte nicht unbestraft
bleiben. Als nach zwei Stunden noch immer nichts am besagten Gate ausgewiesen
wurde, fingen ich und zwei Kanadier an, unruhig zu werden. Jedoch waren wir
weit und breit die einzigen nach Calgary Wollenden und die Security konnte uns
auch nicht weiterhelfen, obwohl wir am auf unseren Bordkarten ausgeschriebenen
Gate waren und auch erst durch die Sicherheitskontrollen dahin gelangen
konnten. Also fragten wir alle möglichen Leute und riefen überall an, bis man
uns darauf hinwies, dass unser Flugzeug von Gate B54 gehen soll. So rannten wir
zu dritt innerhalb einer halben Stunde zum richtigen Gate, um dort noch einmal
durch die Kontrolle zu müssen, das gekaufte Getränk im Wahrsten Sinne des
Wortes in die Tonne kloppen zu können, den Laptop zum wiederholten Mal
auspacken zu müssen und schließlich auch noch die Schuhe ausziehen zu müssen,
weil sie pieeeeeeeeeppp machten, was
merkwürdiger Weise nur bei der zweiten Kontrolle der Fall war…
Jedenfalls kamen wir gerade so
zur planmäßigen Boardingtime an. Aufgrund meines mangelnden Kleingeldes bekam
ich von der einen Kanadierin sogar noch eine neue Flasche spendiert und so
wurde sie auch noch ihre überflüssigen Münzen los. Ein paar Minuten später
folgte dann die Durchsage, unser Flieger hätte technische Probleme und es wird
frühestens in einer halben Stunde eine weitere Aussage gemacht werden können.
Gut, dass ich dieses Mal alleine unterwegs bin… Gut, dass ich gerade wie eine Irre
durch den halben Flughafen gerannt war… ^^
Eine Stunde später wurde das
Gate dann endlich geöffnet und 15:45 Uhr, zweieinhalb Stunden später als
geplant, erhob sich der Flieger dann sogar samt mir in die Höhe.
Ich genoss meinen Fensterplatz
und las eine Weile, bis ich mir das wie immer überaus eklige Flugzeugessen
hinunter wirkte. Immerhin war ich diejenige, die sogar von allem ein wenig
probierte. Denn mein Sitznachbar verabscheute das Essen im Flugzeug genauso wie
ich und bevorzugte gleichermaßen Schokolade. Ich unterhielt mich einige Zeit
mit dem golfliebenden bosnischen Kanadier Dino, der ziemlich lachen musste, als
ich ihm erklärte, dass sein Name im Deutschen eine Abkürzung von dinosaur sei. Den Rest des Fluges
schlief ich und somit verpasste ich auch das Abendbrot, was vielleicht sogar
ganz gut war, denn das Mittag fand wenig später auf dem Flughafen nach der
Passkontrolle wieder seinen Weg nach draußen. Darauf ging es mir jedenfalls
wieder besser und ich war sehr erleichtert, dass auch mein Koffer mit nach
Calgary gekommen war. Draußen erwarteten mich schon Caren und Marc, bei denen
ich die nächsten vier Wochen verbringen werde. Nach der Begrüßung fuhren wir
kurz zum Supermarkt und anschließend zu ihnen nach Hause. Dort konnte ichc mich
dann erst einmal einrichten, duschen und etwas Vernünftiges essen. Ich schaffte
es sogar, bis um 22:00 Uhr kanadischer Zeit wach zu bleiben, bis ich
schließlich, nach 26 Stunden unterwegs zu sein, total erschöpft ins Bett fiel
und tief und fest einschlief.
Heute Morgen war ich dann erst
alleine in dem riesigen Haus, weil Marc und Caren einmal wieder eine Autopanne
hatten. So kam ich dazu, ein wenig zu lesen und den Eintrag zu schreiben. Die
nächsten Tage sind so gut wie vollständig verplant, also wir es bald sicher wieder
etwas zu berichten geben.
Jenny
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